Die Flora und Fauna der Ostfriesischen Inseln

Das Ökosystem "Nordsee-Wattenmeer"

Basierend auf einem Artikel von Rolf Niedringhaus, Volker Haeseler und Peter Janiesch

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Abb.: Das Ökosystem "Nordsee-Wattenmeer" erstreckt sich auf 450 km Länge von den Niederlanden über Deutschland bis nach Dänemark (© Eurimage 2003, Common Wadden Sea Secretariat, Brockmann Consult).

Mit einer Gesamtfläche von ca. 8.000 km² ist das Nordsee-Wattenmeer das weltweit größte zusammenhängende Ökosystem dieser Art. Es ist eine der letzten europäischen Naturlandschaften mit national und auch international bedeutenden Funktionen, wie z.B. als "Kinderstube" der Nordseefische, als Trittstein für den ostatlantischen Vogelzug oder als Brut- und Mausergebiet für zahlreiche Wat- und Wasservögel.

Das Wattenmeergebiet umfasst den küstennahen Flachwasserbereich und erstreckt sich auf einer Länge von 450 km und einer Breite von 7 bis 40 km von der niederländischen Stadt Den Helder über das niedersächsische Wattenmeer, das Elbe-Weser-Gebiet mit dem hamburgischen Wattenmeer und das schleswig-holsteinische Wattenmeer bis nach Esbjerg in Dänemark (Abb. s.o.). Rund 60 % der Fläche (1.750 km²) gehören zu Deutschland.

Unter dem Begriff "Wattenmeer" wird im engeren Sinne das Gebiet entlang der Küste verstanden, das im Wechsel der Gezeiten regelmäßig bei Ebbe trocken fällt und bei Flut wieder überflutet wird. Der Meeresboden fällt hier zur offenen See nur leicht ab. Bei einem Tidenhub von etwa 2 m (bei Borkum) bis fast 3 m (bei Wangerooge) ist die Gezeitenströmung in der Lage, Material aus dem Meer anzulanden. Das "Wattenmeer" im weiteren Sinne schließt demnach auch die zahlreichen Inseln ein, die sich am südlichen Rand der Nordsee als West- und Ostfriesische Inseln perlschnurartig nahe der Küste aufreihen, am östlichen Rand dagegen als Nordfriesische und Dänische Inseln z.T. weit vor der Küste liegen.

Entstehung des Ökosystems Wattenmeer

Die eigentliche Entwicklung des heutigen Ökosystems Wattenmeer im Nordseeraum beginnt mit dem Meeresspiegelanstieg im Anschluss an die Weichsel-Kaltzeit (etwa 25.000 bis 18.000 Jahre vor heute). Neben der Zunahme des Meerwassers durch das Abschmelzen der gewaltigen Eismassen senkt sich der Nordseeboden nach der Druckentlastung Skandinaviens (Abschmelzen der Gletscher) und seiner damit verbundenen Hebung deutlich ab. So erobert die Nordsee anfänglich sehr schnell (zeitweilig wahrscheinlich bis zu 2 m Meeresspiegelanstieg pro Jahrhundert), später zeitweise deutlich langsamer (ca. 30 cm pro Jahrhundert) das noch unbesiedelte Land (natürliche Marschen und Küstenmoore) vor der heutigen Nordseeküste zurück.

Vor ca. 7.500 Jahren erreicht die Überflutung an der südlichen Nordseeküste etwa den Außenrand des heutigen Wattenmeeres, wo sich unter dem Einfluss von Seegang, Brandung und Gezeiten Sandbarrieren bilden, die sich nach und nach immer höher aufbauen.

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Eine heute entstehende Insel: Die Sandplate Kachelot-Plate westlich von Juist (Foto: Tammo Lieckweg, Oktober 2007)

Bevorzugt im Strömungsschatten von zwar überfluteten, aber unter dem Meeresspiegel höher anstehenden Resten von Festlands-Geestkernen entstehen aus den vergänglichen Sandbarrieren inselartige, aber noch immer instabile Sandplaten. Vor etwa 3.000 Jahren - während einer langsameren Phase des Meerespiegelanstiegs - können sich aus diesen periodisch überfluteten Sandplaten hochwasserfreie Strandwälle bilden, die Vorläufer der heutigen Düneninseln der südlichen Nordseeküste.

Während - von der Geestkerninsel Texel abgesehen - die West- und Ostfriesischen Inseln vor der Festlandsküste durch Sandanlagerung neu entstanden und niemals direkte Verbindung zu ihr hatten, sind die meisten Inseln am östlichen Rand der Nordsee (wie Sylt, Amrum usw.) ehemalige Festlandsreste, deren heutige Form auf schwere Sturmfluten v.a. des 14. und 17. Jahrhunderts zurückgeht. Die großen Nordfriesischen Inseln besitzen jeweils einen Geestkern, an den sich Marschland angliederte. Auf der dem Meer zugewandten Seite kam es besonders ab dem Mittelalter stellenweise zur Dünenbildung.

Kontaktadresse:

Dr. Rolf Niedringhaus
Prof. Dr. Volker Haeseler
Prof. Dr. Peter Janiesch
Carl-von-Ossietzky-Universität
Fakultät V, Institut für Biologie und Umweltwissenschaften
D-26111 Oldenburg
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Stand: 12/2009