Die Flora und Fauna der Ostfriesischen Inseln

Primärbiotope der Halo-Serie

Basierend auf einem Artikel von Rolf Niedringhaus

Obere Salzwiese (OSW)

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Obere Salzwiese mit Strand-Beifuß, Artemisia maritima (Foto: R. Niedringhaus; Memmert, Aug. 1986).

Als Obere Salzwiese werden die Bereiche bezeichnet, die von ca. 35 cm oberhalb der MThw-Linie bis hin zur Sturmflutlinie reichen. Bei einer ungestörten Abfolge der Inselbiotope schließen sich diese höheren Salzwiesen an die südlich gelegenen (landeinwärts gerichteten) Dünenkämme an. Die jährliche Überflutungshäufigkeit liegt bei 35- bis 70-mal (bei jeder Springtide und bei höheren Wasserständen); der Salzgehalt im Boden liegt bei 5-20 ‰.

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Tab. 1: Dominierende und charakteristische Pflanzen der oberen Salzwiese.

Einen Überblick über die dominanten und charakteristischen Pflanzenarten der oberen Salzwiese gibt Tabelle 1.

Gefährdung und Verbreitung der oberen Salzwiesen auf den Ostfriesischen Inseln

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Tab. 2: Verteilung und Ausdehnung des Biotoptyps "Obere Salzwiese" auf den Ostfriesischen Inseln.

Alle Bereiche der Oberen Salzwiese stehen gemäß § 28a des NNatG unter Schutz; als FFH-Flächen gehören sie dem Lebensraumtyp 1330 "Atlantische Salzwiesen (Glauco-Puccinellietalia maritimae)" an. Mit über 2.300 ha Gesamtfläche repräsentieren die oberen Salzwiesen den größten Anteil der terrestrischen Biotoptypen auf den Ostfriesischen Inseln (Tab. 2). Vor allem auf den kleinen Inseln Memmert und Mellum machen sie hohe Flächenanteile aus.

Mehrere Bereiche sind zu unterscheiden (vgl. DRACHENFELS 2004: 99ff):

Übergangsbereiche Düne - Salzwiese (KHB): Vergesellschaftung von Salz-Binsen-Wiesen (Juncus gerardii) und Vegetationstypen, die zu den Dünen bzw. den nassen Dünentälern überleiten; im ersten Fall dominieren trockenrasenähnliche Bereiche mit Dorniger Hauhechel (Ononis spinosa) und Entferntähriger Segge (Carex distans), im zweiten Fall Seggen- und Binsen-Bestände mit Strand-Segge (Carex extensa) und Zweischneidiger Binse (Juncus anceps).

Obere Salzwiese (KHO): Ungenutzte oder extensiv beweidete, arten- und strukturreiche Bereiche mit natürlichem Relief oder älteren Grüppen, dominiert von Salz-Binse (Juncus gerardii), Salzwiesen-Rot-Schwingel (Festuca rubra ssp. litoralis), stellenweise dominiert auch Strand-Beifuß (Artemisia maritima) und Gewöhnlicher Strandflieder (Limonium vulgare).

Quecken-Bestände der oberen Salzwiese (KHQ): An höheren Stellen der Salzwiesen und in den Übergangsbereichen zu den Dünen, wo sandiger Untergrund, geringer Salzeinfluss und Nährstoffreichtum (durch abgelagertes Treibsel nach den Winterfluten oder in Möwenkolonien) vorliegen, bilden sich artenarme Queckenrasen, vor allem bestehend aus der Dünen-Quecke (Elymus athericus) und der Strand-Kriech-Quecke (E. repens ssp. litoralis); stellenweise weitere, nährstoffzeigende Arten wie Spieß-Melde (Atriplex prostrata) und Strand-Beifuß (Artemisia maritima).

Röhrichte der Brackmarsch (KR): Oft nur kleinflächig ausgebildete Bereiche mit Schilf (Phragmites australis) oder Strand-Simse (Bolboschoenus maritimus); stellenweise eingestreut findet sich die Strand-Aster (Aster tripolium).

Untere Salzwiese (USW)

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Untere Salzwiese mit Strandflieder und Strand-Wegerich, Plantago maritima (Foto: V. Haeseler; Wangerooge).

Als Untere Salzwiese werden die Bereiche bezeichnet, die sich von 0 bis ca. 35 cm oberhalb der MThw-Linie erstrecken. Sie werden 150 bis 250 mal pro Jahr überflutet; ihr Salzgehalt im Boden beträgt 20-26 ‰.

Gefährdung und Verbreitung der unteren Salzwiesen auf den Ostfriesischen Inseln

Die Untere Salzwiese steht gemäß § 28a des NNatG unter Schutz. Wie die Obere Salzwiese gehört sie als FFH-Fläche dem Lebensraumtyp 1330 "Atlantische Salzwiesen (Glauco-Puccinellietalia maritimae)" an. Die Wattflächen gehören ebenfalls verschiedenen FFH-Lebensraumtypen an (vgl. VON DRACHENFELS 2004: 94f).

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Tab. 3: Verteilung und Ausdehnung des Biotoptyps "Untere Salzwiese" (ohne Queller-Watt) auf den Ostfriesischen Inseln.

Mit insgesamt ca. 800 ha Gesamtfläche nehmen die Unteren Salzwiesen einen wesentlich geringeren Raum ein als die Oberen Salzwiesen (Tab. 3). Die größten Flächen finden sich auf Borkum und Spiekeroog.

Auch hier gibt es verschiedene Bereiche zu unterscheiden:

Die Untere Salzwiese wird dominiert durch das Andelgras (Puccinellia maritima), das dichte Rasen bilden kann. Eingestreut finden sich Bestände von Strandsode (Suaeda maritima), Milchkraut (Glaux maritima), Strand-Wegerich (Plantago maritima), Gewöhnlicher Strandflieder (Limonium vulgare), Strand-Beifuß (Artemisia maritima), Strand-Aster (Aster tripolium) und Strand-Melde (Atriplex littoralis). An etwas höheren Stellen mit besser durchlüfteten Böden und vor allem an Prielrändern wächst die Strand-Salzmelde (Atriplex portulacoides), ein Kleinstrauch, der oft große Flächen dominant besiedelt. An etwas tieferen, oftmals offenen Stellen findet sich das Englische Schlickgras (Spartina anglica), dessen wintergrüne Horste durch deren Widerstand bei herbstlichen und winterlichen Sturmfluten oft zu Erosionserscheinungen im Watt führen können.

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Quellerwatt auf Mellum (Foto: V. Haeseler)

Unterhalb der Unteren Salzwiese schließt sich das Queller-Watt an mit den einjährigen Pioniergesellschaften aus Schlickwatt-Queller (Salicornia stricta), Kurzähren-Queller (S. europaea ssp. europaea u. brachystachya) und Sandwatt-Queller (S. procumbens).

Durch Verschmutzung und Überdüngung des Meeres treten in jüngerer Zeit verstärkt Grünalgen (Seetang - Ulva, Fadenalgen - Cladophora, Darmtang - Enteromorpha) in den Wattflächen auf, die dann z.T. großflächig die Quellerflächen abdecken.

An das Queller-Watt schließen sich die Seegras-Gesellschaften an, wobei das Zwerg-Seegras (Zostera noltii) in höheren Lagen vorkommt und ein Trockenfallen bei Ebbe erträgt, während das Gewöhnliche Seegras (Z. marina) nur unterhalb MTnw zu finden ist.

Kontaktadresse:

Dr. Rolf Niedringhaus
Carl-von-Ossietzky-Universität
Fakultät V, Institut für Biologie und Umweltwissenschaften
D-26111 Oldenburg
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Stand: 12/2009