Die Flora und Fauna der Ostfriesischen Inseln

Sekundärbiotope

Basierend auf einem Artikel von Rolf Niedringhaus

Grünland (GRL)

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Hinter einem Dünengürtel als Viehweide genutztes, artenarmes Grünland (Foto: C. Stumpe; Langeoog, Aug. 2006).

Als Küstenschutzmaßnahmen und zur Grünlandgewinnung wurden auf allen bewohnten Inseln Teile des südlichen Außengrodens eingedeicht (z.B. Norderneyer Grohdepolder 1926/28, Sommerdeich Langeoog 1934/35, Wangerooger Dorfgrodendeich 1902 und Westgrodendeich 1912).

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Tab. 1: Dominierende und charakteristische Pflanzen des kultivierten Grünlands im Innengroden.

Aus Salzwiesen entwickelten sich relativ schnell ausgesüßte Fettwiesen, die als Mäh- und Weideland genutzt werden konnten. Heute werden diese Innengroden v.a. als Sommerweiden für Pferde, stellenweise auch als Rinderweiden genutzt. Oft zeichnen sich diese Bereiche durch eine größere floristische Vielfalt aus als die natürlichen Komplexe der Dünen oder der Salzwiesen, stellenweise bilden sie Übergänge zur Xero- oder Haloserie. Nutzungsbedingt kommen Arten der Wiesen- und Weidegesellschaften hinzu, die auch auf den entsprechenden festländischen Grünlandflächen zu finden sind (Tab. 1).

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Orchideenwiese mit Dactylorhiza-Beständen im eingedeichten Grünland (Foto: A. Rath; Juni 2005).

Bei extensiver Weide-Nutzung und entsprechenden Standortverhältnissen entwickeln sich großflächige Orchideenwiesen, wie hier auf Wangerooge.

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Tab. 2: Verteilung und Ausdehnung des Biotoptyps "kultiviertes Grünland" auf den Ostfriesischen Inseln.

Mit fast 13 % Gesamtfläche der Inselkette nehmen die kultivierten Grünlandbereiche einen hohen Anteil ein (Tab. 2). Auf Borkum und Wangerooge machen sie fast ein Viertel der Inselfläche aus.

Ruderal- und Halbruderalflur (RHF)

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Bestände aus Weidenröschen, Epilobium angustifolium, im stickstoffreichen Übergangsbereich von Weiß- zur Graudüne (Foto: V. Haeseler; Baltrum).

Bei den Ruderal- und Halbruderalfluren handelt es sich um inseluntypische, meist nur kleinflächig ausgebildete Vegetationsbestände an durch den Menschen überformten Standorten mit meist hohem Nährstoffgehalt und gestörten Bodenverhältnissen. Es sind von Gräsern und Stauden dominierte Flächen, die oft in Siedlungsnähe, an Wegrändern oder in der Umgebung von Schuttflächen zu finden sind. Auch Brachestadien von feuchtem bis trockenem Grünland mit hohen Anteilen von Stickstoff- und Störungszeigern zählen hierzu. Monodominant treten oft Brennnesseln (Urtica spp.), Disteln (Cirsium spp.) und Weidenröschen (Epilobium angustifolium, E. hirsutum) auf.

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Tab. 3: Verteilung und Ausdehnung des Biotoptyps "Ruderal- und Halbruderalflur" auf den Ostfriesischen Inseln.

Auf allen Inseln finden sich in den Dünen und auf den höheren Salzwiesen im Einflussbereich von Möwenkolonien z.T. großflächige Areale, wo durch den Guano hohe Stickstoffmengen freigesetzt werden und sich infolgedessen große Bestände aus Ruderal- und Kahlschlagarten wie Schmalblättriges Weidenröschen (Epilobium angustifolium), Große Brennnessel (Urtica dioica) und Land-Reitgras (Calamagrostis epigejos) und Melden (Atriplex spp.) etablieren können. Stellenweise können solche Ruderalisierungseffekte aber auch durch Stickstofffreisetzung nach dem Zerfall der Aktinomyceten-Wurzelsymbiosen ehemaliger Sanddorngebüsche (vgl. POTT 1992) auftreten.

Die ruderalisierten Flächen machen nur einen geringen Teil der jeweiligen Inselflächen aus (Tab. 3). Lediglich auf Norderney finden sich größere Bereiche.

Standortfremder Gehölzbestand, meist angepflanzt (SFG)

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Angepflanzter Silberpappel-Bestand (Foto: R. Niedringhaus; Langeoog, Aug. 2003).

Bei standortfremden Gehölzen handelt es sich um Bestände aus ehemals angepflanzten oder zumindest unter Mithilfe des Menschen eingewanderten Arten, die in Norddeutschland autochthone Vorkommen haben oder zumindest fest etabliert sind (vgl. VON DRACHENFELS 2004: 103). Auch auf der Inselkette sind diese Arten heute meist gut etabliert (vgl. PRINS et al. 1983a). Schwerpunktvorkommen der meisten Arten sind die (gepflanzten) Waldbereiche innerhalb der Ortschaften; aber auch außerhalb des besiedelten Raumes sind sie in gepflanzten Wäldchen oder als Straßen- und Wegrand-Bepflanzungen zu finden.

In erster Linie zu nennen sind:

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Tab. 4: Verteilung und Ausdehnung des Biotoptyps "Standortfremder, meist angepflanzter Gehölzbestand" auf den Ostfriesischen Inseln.

Die standortfremden Gehölzbestände umfassen auf den einzelnen Inseln nur geringe Flächenanteile (Tab. 4). Lediglich auf Norderney finden sich großflächig angepflanzte Laub- und Nadelwäldchen.

Siedlungsbereich (SIE)

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Ortsbereich von Wangerooge (Foto: S. Nielebock; Juli 2005).

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Tab. 5: Verteilung und Ausdehnung der Siedlungsbereiche auf den Ostfriesischen Inseln.

Auf allen großen Inseln befinden sich größere Siedlungsbereiche (Tab. 5), die im Zentrum meist dicht bebaut sind und z.T. städtischen Charakter haben. In den Randlagen überwiegt lockere Bebauung in erster Linie mit Einzelhäusern.

In diesem Biotoptyp werden Gärten, Äcker und Parkanlagen (Wäldchen s. Biotoptyp SFG) zusammengefasst. Im Hinblick auf die Flora sind v.a. Zier- und Nutzpflanzen (auch Ziersträucher und Obstbäume) zu nennen sowie "Unkräuter" der Gärten, Rasen und Beete.

Es handelt sich vielfach um Pflanzen, die in Niedersachsen den Status von nicht etablierten, unbeständigen Neophyten aufweisen (vgl. GARVE 2004) oder die zumindest unbeständige Vorkommen im niedersächsischen Küstenraum aufweisen (ebd.) und damit nicht zum autochthonen Florenbestand der Inselkette gehören (vgl. PRINS et al. 1983b).

Kontaktadresse:

Dr. Rolf Niedringhaus
Carl-von-Ossietzky-Universität
Fakultät V, Institut für Biologie und Umweltwissenschaften
D-26111 Oldenburg
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Stand: 12/2009