Die Flora und Fauna der Ostfriesischen Inseln

Die Flohkrebse der Ostfriesischen Inseln

(Amphipoda)

Zusammenstellung des Artenbestandes
anhand von Literaturdaten und eigenen Funden

Zusammenfassung

Die Amphipodafauna des Nordost-Atlantiks gilt als eine der am besten untersuchten der Weltmeere. Dennoch liegen nur wenige, mitunter sehr alte Nachweise über ihre Verbreitung auf den Ostfriesischen Inseln vor. Basierend auf alten Publikationen und neuen Funden konnten 7 für die Nordsee typische Arten nachgewiesen werden.

Summary

The amphipods of the East Frisian islands (Amphipoda). Survey of the preliminary species composition based on data from the literature and own records. - The amphipod fauna of the North-East Atlantic is one of the best known in the world's seas. Despite this fact, there are only very few records of their distribution on the East Frisian islands. Based on old publications and new records, seven species of amphi-pods which are typical of the North Sea, have been reported.

Was sind... Flohkrebse?

Obwohl die Amphipoda eine äußerst artenreiche Gruppe sind, findet man im Gegensatz zu den Isopoda keine besonders ausgeprägte Habitusvielfalt. Von den derzeit etwa 7000 bekannten Arten gehören etwa 80 % den Gammaridea an. Die Körpergröße erwachsener Flohkrebse liegt meist im Zentimeterbereich, bei den typischen Vertretern der Gruppe erscheint der Körper seitlich zusammengedrückt und die Körperachse bogenförmig ventral gekrümmt. Er gliedert sich in einem Cephalothorax, bei dem das 1. Thorakomer mit dem Cephalon verschmolzen ist, in ein Peraeon mit 7 Segmenten und ein Pleon mit 6 Segmenten; ein Carapax fehlt. Von den beiden Antennenpaaren ist das erste Paar meist das längere. Charakteristisch für die Amphipoda ist die gegensätzliche Stellung der Peraeopoden: die vorderen vier Paare sind nach vorn, die hinteren drei Paare nach hinten abgewinkelt. Amphipoda sind getrennt geschlechtlich. Bei der häufig vorkommenden Praecopula ergreift ein Männchen ein unreifes Weibchen und erwartet so verankert die Reife-(Parturial-)häutung des Weibchens. Die Eier werden im Marsupium befruchtet, die Entwicklung erfolgt direkt.

Flohkrebse besiedeln vom Tidenbereich bis in die Tiefsee alle Lebensräume des Meeres. Sie dominieren in flachen Küstenzonen gemäßigter und polarer Breiten; nur im Flachwasser der Tropen sind Decapoda, in der Tiefsee Tanaidacea und Isopoda häufiger als sie. Ebenso zahlreich sind sie in ober- und unterirdischen Binnengewässern. In warmgemäßigten und tropischen Gebieten kommen zudem einige terrestrische Arten in feuchtem Falllaub bis in die höchsten alpinen Regenwälder hinauf vor. Verschiedene semiterrestrische Arten sind in den Gezeitenzonen der Küsten individuenreich verbreitet.

Einleitung

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Der bis zu 18 mm lange Flohkrebs Orchestia gammarella aus der Familie Talitridae kommt an den Küsten der Nord- und Ostsee vor, wo er tagsüber am Spülsaum zwischen Geröll und unter Gestein oft in großen Massen lebt (Zeichnung: M. Stöckmann, verändert nach GRUNER 1993).

Die Amphipoda oder Flohkrebse stellen mit rund 7000 bekannten Arten eine der artenreichsten Gruppen innerhalb der Peracarida dar. Sie bewohnen alle Meere und die Süßgewässer aller Kontinente (außer der Antarktis). Einige Arten der Talitridae sind sogar zu echten Landbewohnern geworden (GRUNER 1993). Während das Vorkommen limnischer Amphipoda in Deutschland noch verhältnismäßig gut dokumentiert ist (z. B. SCHELLENBERG 1934; KUEHNE 1950; EGGERS & MARTENS 2001; RU-DOLPH 2001), finden sich dagegen nur zwei Nachweise über ihre Verbreitung auf den Ostfriesischen Inseln. SCHNEIDER (1898) dokumentierte die Amphipoda Borkums, weiterhin existiert ein nicht veröffentlichter Nachweis des Strandflohs Talitrus saltator von CHRISTIANSEN & HARTMANN (1988) auf Spiekeroog. Wie auch bei den Isopoda wurden für die vorliegende Arbeit ergänzend Neufunde des Autors (Langeoog 2000, Juist 2004) aufgenommen.

Vorläufiger Artenbestand auf den Ostfriesischen Inseln

Von den nachgewiesenen 7 Arten der Amphipoda gehören Talitrus saltator und Orchestia gammarella zu den semiterrestrischen Strandflöhen der Familie Talitridae. Beide Arten zählen zu den charakteristischen Bewohnern der Spülsaumzonen an Weichbodenküsten. Es ist davon auszugehen, dass zumindest Talitrus saltator, sofern ein entsprechendes Habitat existiert, auf allen Ostfriesischen Inseln vorkommt. Ähnliches gilt für Corophium volutator. Dieser als Schlickkrebs bekannte Flohkrebs ist im Wattenmeer der Nordsee weit verbreitet, mitunter extrem individuenreich und daher sicherlich auch in den angrenzenden Wattenflächen sämtlicher Ostfriesischer Inseln zu finden (HAYWARD & RYLAND 1995). Weiterhin sind Sand- und Hartböden sowie der Bewuchs von Felsen, Hafenanlagen, Bojen und Schiffen bevorzugte Lebensräume verschiedener Amphipoda der Nordsee (ebd.), die bereits auf Borkum nachgewiesen wurden (zum Beispiel Jassa falcata). Auch hier ist zu erwarten, dass sich ihr Verbreitungsareal auf andere Ostfriesische Inseln erstreckt, sofern entsprechende Habitate vorliegen.

Basierend auf einem Artikel von:

Dr. Michael J. Raupach
Zoologisches Forschungsmuseum Alexander Koenig
Adenauerallee 160
D–53113 Bonn
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Stand: 02/2009