Die Flora und Fauna der Ostfriesischen Inseln

Die Süßwasserfische
der Ostfriesischen Inseln

(Osteichthyes)

Zusammenfassung

Von den Ostfriesischen Inseln sind 24 Fischarten bekannt, die zumindest zeitweise in Süßwasserbereiche vordringen können. Die höchsten Artenzahlen liegen für Borkum (18 Arten), Norderney (14) und Langeoog (14) vor, während von den übrigen Inseln drei oder weniger Arten bekannt sind. Insgesamt bestehen große Kenntnislücken zur Fauna der Süßwasserfische auf den Inseln. Es wird vermutet, dass der überwiegende Teil der Vorkommen auf Besatz bzw. auf Einschleppung zurückzuführen ist. Lediglich Aal, 3-stacheliger Stichling und Zwergstichling sowie die aus dem marinen Bereich in brackige Gewässerabschnitte vordringenden Arten Flunder und Stint gehören mit großer Sicherheit zu den ursprünglich indigenen Arten.

Summary

The freshwater fish fauna of the East Frisian islands (Osteichthyes). - 24 species of fish that can at least temporarily occur in freshwater were recorded from the East Frisian islands. Species richness is highest on the islands of Borkum (N =18 species), Norderney (N =14 species) and Langeoog (N =14 species), while only three or less species are known from the remaining islands. Knowledge of the fauna of freshwater fish present on the islands is generally poor. Most occurrences of fish species are assumed to be due to artificial stocking or introduction. Only eel, three-spined stickleback, lesser stickleback, as well as flounder and smelt migrating upstream into brackish waters are certainly part of the islands' indigenous fauna.

Einleitung

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Von dem in fast ganz Eurasien und Nordamerika verbreiteten und in den verschiedensten Still- und Fließgewässern vorkommenden Dreistachligen Stichling, Gasterosteus aculeatus, treten im Küstenbereich auch marine Wanderformen auf. Von Mai bis Juli wandern diese Populationen ins Brack- und Süßwasser, um dort zu laichen (Zeichnung: M. Stöckmann, Original).

Über die Fauna der Süßwasserfische der Ostfriesischen Inseln ist erstaunlich wenig (Genaues) bekannt. Offensichtlich richtet sich das fischereiliche Interesse naturgemäß mehr auf die marin vorkommenden Arten, während die Arten, die zumindest einen Teil ihres Lebens im Süßwasser verbringen, nur selten das naturkundliche Augenmerk auf sich gezogen haben. So werden in dem Werk von BRÖRING et al. (1993) lediglich 9 Süßwasserfischarten überwiegend nur von einzelnen Inseln genannt, darunter auch der im Ästuarbereich der großen Flüsse des Festlandes ablaichende Stint.

Süße bis mittelbrackige (mixo-mesohalin, < 10.000 mg Cl/l) Gewässer sind auf den Inseln in großer Zahl vorhanden. NIEDRINGHAUS & ZANDER (1998) nennen 400 Gewässer, von denen etwa 340 dauerhaft limnisch sind. Ein Großteil dieser Gewässer befindet sich auf Wangerooge, wobei es sich überwiegend um ehemalige Bombentrichter handelt, deren Entstehung insofern auf die Jahre 1940-45 zurückzuführen ist. Hinzu kommen für die Inselkette noch etwa 100 mindestens zeitweise stark brackige Gewässer, die allerdings hinsichtlich ihrer Fischfauna als wohl nicht untersucht gelten können.

Gewässer mit mehr als 10 ha Größe befinden sich auf Borkum (Tüskendörsee), Juist (Hammersee), Norderney (4 Gewässer) und Langeoog (2 Gewässer, u.a. Schloppsee).

Datengrundlage und Erfassungsstand

Aufbauend auf der Zusammenstellung von BRÖRING et al. (1993) wurden zur Erstellung der vorliegenden Übersicht zur Fauna der Süßwasserfische Daten des niedersächsischen Fischartenkatasters angefordert und örtlich ansässige, naturkundlich interessierte Personen telefonisch bzw. mittels eines Meldebogens befragt. Gezielte Felderhebungen wurden nicht vorgenommen bzw. waren im vorliegenden Rahmen nicht leistbar. Es sei an dieser Stelle aber angemerkt, dass eine solche Erhebung wegen der hinsichtlich der Süßwasserfische bestehenden gravierenden Kenntnislücken wünschenswert ist, auch, um den Beitrag der Fischarten bzw. der Fischerei zur Diversität der Ostfriesischen Inseln stichhaltiger dokumentieren zu können. Hierzu wäre sicher der Einsatz verschiedener fischereilicher Methoden (Netz- und Reusenfischerei, Elektrofischerei) erforderlich.

Für Borkum, Langeoog und Norderney sind derzeit die besten Kenntnisse über die Fischfauna vorhanden. Dies ist auf Auskünfte ortsansässiger Personen zurückzuführen, die im Rahmen der vorliegenden Zusammenstellung der Daten befragt wurden. An dieser Stelle sei daher den Herren Willi Bollenberg (Langeoog), Wolfgang Hintze (Borkum), Bernhard Onnen (Norderney), Helmut Stratmann (Wangerooge), Günter Will (Borkum) und Helmer Zühlke (Borkum) herzlich für ihre Auskünfte gedankt. Für Borkum ist zudem ein Großteil der Nachweise bereits durch eine Umfrage von GAUMERT & KÄMMEREIT (1993) erbracht worden. Weitere Daten zur Fischfauna der Ostfriesischen Inseln sind im Fischartenkataster des LAVES Niedersachsen, Abteilung für Binnenfischerei nicht enthalten (H.-H. Arzbach, schriftl. Mitt. 2007).

Aktueller Artenbestand der Inseln

Die Übersicht zu den Süßwasserfischarten der Ostfriesischen Inseln zeigt, dass aktuell mindestens 24 Fischarten auf den Ostfriesischen Inseln auftreten. Vorkommen von Neunaugen sind nicht bekannt. Auch ist keine der Arten nur historisch belegt. Damit ist der Artenbestand der Ostfriesischen Inseln mit dem der Westfriesischen Inseln bzw. der Nordfriesischen Inseln vergleichbar (vgl. BRÖRING et al. 1993).

Die Artenzahl entspricht 40 % der niedersächsischen Süßwasserfischfauna (n = 60; GAUMERT & KÄMMEREIT 1993). Die Vorkommen des überwiegenden Teils der Arten sind wohl auf Besatz- bzw. Einbürgerungsmaßnahmen oder auch auf unbeabsichtigte Verschleppung (z.B. mit Besatzfischen) zurückzuführen. Ein Auftreten von Fischen durch Verschleppung über Vögel wird selbst für isoliert gelegene Kleingewässer auf dem Festland kontrovers diskutiert und ist wohl in kurzfristigen Zeiträumen eher als Ausnahmeerscheinung einzustufen. Es wird vermutet, dass dieses Phänomen regelmäßiger nur bei einzelnen Fischarten auftreten kann, die entsprechende Eigenschaften des Laiches aufweisen (z.B. Hecht, Flussbarsch). Auch kann meistens nur ein wiederholtes Einschleppen von Laich zur Etablierung von Populationen führen. Ansonsten sind Fischbestände in stehenden, abgeschlossenen Gewässern heute wohl überwiegend auf Einwirkungen des Menschen zurückzuführen, d.h., der Mensch spielt die größte Rolle als Verbreitungsvektor von Fischarten (vgl. SCHEFFEL 2007).

Auch auf den Ostfriesischen Inseln, besonders auf Borkum, Norderney und Langeoog sind nach Auskunft der ortsansässigen Personen in den letzten Jahrzehnten mehrere Arten aus fischereilichen Gründen besetzt worden (z.B. Regenbogenforelle, Sterlet und sonstige Störe, Zander). Es ist allgemein für Gewässer auf dem Festland belegt, dass bei solchen Besatzmaßnahmen u.U. auch Kleinfische eingebürgert werden, da sich das Interesse der Sportfischer längst nicht mehr nur auf wirtschaftlich interessante Fischarten beschränkt. Weiterhin können Fische auch in bisher unbesiedelte Gewässer gelangen, wenn sie aus Gartenteichen oder Aquarien durch eigentlich dazu nicht befugte Personen in die Gewässer der offenen Landschaft umgesiedelt werden (COPP et al. 2005). Aufgrund der ungenügenden Dokumentation von Besatzmaßnahmen ist bei den meisten auf den Ostfriesischen Inseln auftretenden Fischarten heute nur noch schwer abschätzbar, ob ihre Vorkommen natürlichen Ursprungs sind und die Arten z.B. mittels Wasservögel die Inseln erreicht haben oder ausgesetzt wurden. Außerdem ist unbekannt, inwiefern sich jeweils reproduktionsfähige Populationen etabliert haben.

Mit großer Sicherheit auf den Ostfriesischen Inseln ursprünglich indigen sind Aal, 3-stacheliger Stichling und Zwergstichling sowie die aus dem marinen Bereich in brackige Gewässerabschnitte vordringenden Arten Flunder und Stint.

Basierend auf einem Artikel von:

Dr. Oliver-D. Finch
Carl-von-Ossietzky-Universität
Fakultät V, Institut für Biologie und Umweltwissenschaften
AG Terrestrische Ökologie
D-26111 Oldenburg
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Stand: 02/2009