Die Flora und Fauna der Ostfriesischen Inseln

Die Landsäuger der
Ostfriesischen Inseln

(Mammalia)

Zusammenfassung

Die Säugetierfauna der Ostfriesischen Inseln ist sehr unterschiedlich. Die jungen Inseln Memmert und Mellum weisen nur 1 bis 2 Arten auf, bei den anderen Inseln liegt die Anzahl rezent vorkommender Arten zwischen 8 und 16 Arten. Bei Igel, Feldhase, Kaninchen, Eichhörnchen, Dam- und Rehwild beruhen die bestehenden Bestände in erster Linie auf gezielter Ansiedlung. Die übrigen Arten wurden unbeabsichtigt eingeschleppt (besonders Kleinsäuger) oder besiedelten die Inseln aktiv. Große Kenntnislücken bestehen bei der Beurteilung der Fledermausbestände einschließlich durchziehender Tiere. Auch die Kleinsäugerfauna der Inseln ist offensichtlich nicht hinreichend bekannt.

Summary

The mammal fauna of the East Frisian islands. - The composition of the mammal fauna differs considerably from island to island. The geologically young islands of Memmert and Mellum hold one to two species, whereas the remaining islands harbour between 8 and 16 currently occurring species. The populations of hedgehogs, hares, rabbits, red squirrels, as well as fallow and roe deer originate from deliberate translocations. The remaining species, particularly small mammals, were unintentionally introduced to the islands, or actively colonised them. The assessment of the bat fauna likely to occur on, or pass, the islands is problematic, because of severe gaps in relevant knowledge. Furthermore, the available data suggest that the fauna of small mammals occurring on the chain of islands is far from fully recorded.

Einleitung

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Der Bisam (Ondatra zibethicus) hat trotz Bekämpfungsmaßnahmen alle Ostfriesischen Inseln - bis auf Memmert und Mellum - erfolgreich besiedelt (Foto: A. Teske).

Für die Besiedlung der Inseln durch Säugetiere sind verschiedene Wege bekannt bzw. in Betracht zu ziehen. Für einige jagdbare Arten wie Damwild, Hase und Kaninchen kommt die gezielte Ansiedlung durch den Menschen in Betracht, die in einigen Fällen gut dokumentiert ist. Andererseits wurde aber auch gezielt die dauerhafte Ansiedlung einiger Arten (z.B. Fuchs) verhindert. Bei Kleinsäugern wird vor allem der passive Transport, z.B. mit Schiffsladungen und Busch- u. Strauchwerk, in Betracht gezogen (VAN LAAR 1981, LEEGE 1935, TENIUS 1954). Als weiterer Weg ist die aktive Besiedlung vom Festland oder den Nachbarinseln zu nennen.

Die Zuwanderung über das Watt bei Niedrigwasser, wie es KRUMBIEGEL (1955) für das Mauswiesel auf Wangerooge für wahrscheinlich hält, bzw. über das Eis in sehr kalten Wintern ist als Möglichkeit in Betracht zu ziehen. Viele Besiedlungen über das Watt waren aber nicht von Dauer (z.B. Wildschwein, Fischotter, Fuchs). Vermutlich ist die Besiedlung der Wattenmeerinseln durch die Bisamratte auf diesem Weg erfolgt, gezielte Ansiedlungen bzw. der passive Transport können wohl ausgeschlossen werden.

Arten wie Haus- und Wanderratte könnten die Inseln als blinde Passagiere auf Schiffen erreicht haben. So soll die Wanderratte nach STEINIGER (1956) Norderney um 1850 von einem gestrandeten Schiff aus und Wangerooge um 1939 mit einem Militärtransport (KRUMBIEGEL 1955) erreicht haben. Auf Scharhörn wurde sie 1949 mit Buschwerk importiert.

Eine ausführliche Übersicht und Diskussion zur Besiedlung der West-, Ost- und Nordfriesischen Inseln gibt VAN LAAR (1981). Er stellt fest, dass im Küstenbereich ca. 50 Land-Arten auftreten, von denen 37 mindestens auf einer Wattenmeerinsel nachgewiesen wurden. In dieser Aufstellung sind aber die Fledermausarten aufgrund geringer Kenntnisse nicht berücksichtigt.

Die Gruppe der Säuger der Ostfriesischen Inseln umfasst im Vergleich zu anderen Tier- und Pflanzengruppen nur eine geringe Artenzahl. Dennoch ist der Kenntnisstand der Säugerfauna vor allem in Bezug auf die Ansiedlung und das Vorkommen von Kleinsäugern und Fledermäusen unvollständig und unbefriedigend. Wie zu erwarten, sind die dem Jagdrecht unterliegenden Arten besser dokumentiert. Weitere interessante Aspekte im Zusammenhang mit der Einbürgerung von Säugetieren werden bei NIETHAMMER (1963) genannt.

Die Systematik richtet sich nach MITCHELL-JONES et al. (1999). Nicht behandelt werden die vor den Inseln auftauchenden Meeressäuger und die zeitweise das Land zur Rast und Jungenaufzucht aufsuchenden Robben. Nutz- und Haustiere (einschließlich verwilderter Hauskatzen) bleiben ebenfalls unberücksichtigt. Lücken im Kenntnisstand konnten v.a. durch Mithilfe bzw. mündliche Angaben von Insulanern bzw. Jagdberechtigten geschlossen werden, denen wir dafür sehr danken: B. Onnen (Norderney), W. Aggen (Borkum), A. Biel (Borkum), C. Tapper (Borkum), Dr. H. Zühlke (Borkum), H. Stratmann (Wangerooge), H. Wietjes (Baltrum) und der Bezirksvorsitzende der Jägerschaften des Teilbezirks Oldenburg G. Wemken (Rastede), sowie G. Niethammer (Oldenburg), M. Heckroth und Dr. T. Clemens (beide Mellumrat, Varel) und T. Eiler (Landwirtschaftskammer Niedersachsen).

Bestand der freilebenden Säuger der Inselkette

Im nachfolgenden Text sind alle bislang auf den Ostfriesischen Inseln nachgewiesenen (zumeist nicht bodenständige) Arten aufgelistet, deren Vorkommen durch historische Quellen oder neuere (Einzel-)Nachweise belegbar sind. Der Besiedlungszeitraum reicht dabei von wenigen Tagen (z.B. Fischotter, Wildschwein) bis zu Jahrhunderten (Kaninchen). Darüber hinaus finden sich im folgenden Abschnitt Abgaben zum Besiedlungsweg bzw. zu Besonderheiten der Lebensweise der einzelnen Arten auf den Inseln.

Insektenfresser (Insectivora)

Igel (Erinaceus europaeus)
Der Igel fehlt nur auf den beiden sehr jungen "Vogelinseln" Mellum und Memmert. Zwar "strandete" 1995 ein einzelner Igel auf Mellum, verendete aber kurze Zeit später (A. Rose, mdl.). Die Besiedlung der anderen Inseln erfolgte in der Regel durch Busch- u. Strauchwerk und auch durch gezielte Ansiedlung. Nach LÖNS (1908) kommen Igel schon seit 1830 auf Borkum vor; auf Langeoog wurde die Art 1876 eingeführt. Von dort wurden 1907 oder 1908 Tiere nach Spiekeroog gebracht (BOYE & PLAISIER 1989). Zu Beginn des 20. Jahrhunderts existieren Nachweise für fast alle Inseln. Auf Baltrum wurde der Igel in den 1970er Jahren ausgesetzt. Heute ist er dort überall präsent und häufig (H. Wietjes, mdl.).
Die passive Einschleppung, aber auch das Aussetzen von Igeln auf den Ostfriesischen Inseln ist nicht nur positiv zu sehen. Die Igel, auf den Inseln ohne natürliche Feinde, üben einen enormen Prädationsdruck auf die bodenbrütenden Vogelarten aus. Schon LEEGE (1935) berichtet, dass er 1896 eine Igelmutter mit Nachwuchs auf Juist ausgesetzt hat, in der Hoffnung, dass diese der Mäusejagd nachgehen würden. Die sich stark vermehrenden Igel ernährten sich allerdings in erster Linie von Eiern und Jungvögeln der Seevögel und Bodenbrüter, sodass man sich gezwungen sah, den Igeln nachzustellen. Allein im Mai/Juni 1904 fing und tötete der dortige Vogelwärter 54 Igel.

Spitzmäuse (Soricidae)
Die drei Arten Zwergspitzmaus (Sorex minutus), Waldspitzmaus (Sorex araneus) und Hausspitzmaus (Crocidura russula) sind auf den Ostfriesischen Inseln vertreten. Die Hausspitzmaus ist nur von Borkum bekannt, die beiden anderen Arten wurden hingegen auf vier bzw. fünf Inseln nachgewiesen (HUTTERER 1981). Der Fund der Hausspitzmaus stellt somit eine Besonderheit dar. Dieser Fundort zählt neben den Nachweisen aus Schleswig-Holstein (nordöstlich von Plön) (BORKENHAGEN 1995) zu den nördlichsten Fundorten dieser Art. BORKENHAGEN (1995) wies Mitte der 1990iger Jahre in Schleiereulengewöllen aus Breitenstein mehrere Schädel dieser Art nach. Eine Bestätigung des dauerhaften Vorkommens der Hausspitzmaus auf Borkum gelang KOWALLIK (1998).

Maulwurf (Talpa europaea)
Der Maulwurf wurde auf Langeoog und Norderney angesiedelt. Nach BOYE & PLAISIER (1989) soll er hin und wieder nach Langeoog gebracht worden sein, ohne aber eine dauerhafte Population gründen zu können. Auch auf Norderney konnte sich der Maulwurf nicht dauerhaft etablieren, diese Insel gilt seit geraumer Zeit als "maulwurfsfrei" (B. Onnen, mdl.).

Fledermäuse (Chiroptera)

Das Vorkommen der Fledermäuse auf den Ostfriesischen Inseln ist aufgrund der nächtlichen Lebensweise und der Schwierigkeiten sie zu fangen bzw. im Fluge zu bestimmen nur in Ansätzen bekannt. Die Mehrzahl der Nachweise beschränkt sich auf Funde geschwächter bzw. toter Exemplare. Aufgrund ihrer Flugfähigkeit bestehen für Fledermäuse keine Schwierigkeiten die Inseln zu erreichen. Bei der Beurteilung der Besiedlung der Inseln muss der Lebenszyklus der Fledermäuse berücksichtigt werden. Generell unterteilt sich das Fledermausjahr in vier Phasen: Winterruhe, Zugzeit, Wochenstubenzeit, Übersommerung/Zugzeit. Bisher fehlen Nachweise von Überwinterungen (Winterquartiere), Sommerquartieren oder Wochenstuben völlig.

Auf Norderney und Borkum werden die bestehenden Bunkeranlagen oder deren Reste von Fledermäusen auch noch in jüngster Zeit nach Aussagen von Insulanern als Quartiere genutzt. Nicht bekannt ist derzeit, welche Fledermausarten die Bunkerstrukturen aufsuchen. Fast alle bisher bekannten Nachweise lassen sich auf wandernde, verdriftete bzw. explorierende Individuen zurückführen. WALTER et al. (2005, 2007) stellten die bisher bekannten Nachweise im Bereich der Deutschen Bucht und auf den Ost- und Nordfriesischen Inseln sowie Helgoland zusammen. Die Nordsee wird vor allem von folgenden Arten auf ihren Wanderungen gequert: relativ häufig wurden bislang der Gr. Abendsegler und die Rauhhautfledermaus nachgewiesen, seltener dagegen Kleinabendsegler, Nord-, Zweifarb-, Zwerg- und Breitflügelfledermaus. Alle diese Arten überqueren auf ihren Wanderungen natürlich auch die Inseln und könnten dort nachgewiesen werden.

Der Kleinabendsegler (Nyctalus leisleri) wurde vom Memmert gemeldet (GOETHE 1962), die Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus) von Borkum (KOCK 1986) und Norderney (TEMME 1988). HOFMANN (1996) stellte seine Fledermausfunde für die Nordseeinsel Borkum zusammen. Als nachgewiesene Arten nennt er Gr. Abendsegler (Nyctalus noctula), Kleinabendsegler (mit Nordfledermaus verwechselt; W. Rackow, mdl. Mitt.), Zwergfledermaus und Zweifarbfledermaus (Vespertilio murinus). Angemerkt werden muss, dass zu diesem Zeitpunkt noch nicht zwischen der Zwergfledermaus (P. pipistrellus) und der Mückenfledermaus (P. pygmaeus) unterschieden wurde, sodass bei allen älteren Nachweisen der Zwergfledermaus Unsicherheiten über den Artstatus bestehen. Beim Gr. Abendsegler, Kleinabendsegler und der Zweifarbfledermaus handelte es sich vermutlich um wandernde Tiere.

Mitte Mai 2007 konnte auf Borkum weiterhin eine jagende Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus) festgestellt werden (WALTER et al. 2007), möglicherweise ist diese Insel also auch außerhalb der Zugzeiten besiedelt. SKIBA (2007) stellte bei Untersuchungen auf Borkum im Zeitraum 9.-16.9.2006 mindestens 9 Rauhhautfledermäuse ( Pipistrellus nathusii), 6 Zwergfledermäuse, 2 Wasserfledermäuse (Myotis daubentonii), eine Teichfledermaus (Myotis dasycnme), eine Breitflügel- und eine Zweifarbfledermaus fest. Unter den Rauhhautfledermäusen konnte auch eine balzende registriert werden. Die Fledermausfauna der Insel ist somit sicherlich viel reichhaltiger als bislang bekannt.

GERMER (2001) konnte beim Lichtfang von Nachtfaltern auf Mellum feststellen, dass Fledermäuse die Lichtanlagen auf der Suche nach Nahrung umkreisten. Eine dieser Fledermäuse bezog Quartier, konnte fotografiert werden (GERMER 2001) und wurde als Großer Abendsegler determiniert.

Hasenartige (Lagomorpha)

Bei den Vorkommen der Arten dieser Gruppe handelt es sich um gezielte Ansiedlungen.

Feldhase (Lepus europaeus)
Schon Ende des 19. Jahrhunderts berichtet SCHNEIDER (1898) von Hasen auf Borkum, Juist, Norderney, Langeoog und Spiekeroog. TENIUS (1954) führt den Feldhasen für Langeoog, Spiekeroog und Wangerooge auf. Nach KRUMBIEGEL (1955) wurden im Jahr 1900 böhmische Feldhasen auf Wangerooge ausgesetzt (vgl. NIETHAMMER 1963). Interessant ist, dass seinerzeit ungarische Hasen (wohl aufgrund ihrer guten Konstitution) auf Borkum ausgewildert wurden (W. Aggen & A. Biel, mdl.). Heute kommt der Hase auf allen älteren Inseln vor, nicht besiedelt sind nur Mellum und Memmert.

Schneehase (Lepus timidus)
Bei SCHNEIDER (1898) findet sich ein Hinweis auf Ansiedlungsversuche des Schneehasen auf Norderney und Langeoog, die aber misslangen.

Kaninchen (Oryctolagus cuniculus)
Der erste Platz, an dem Kaninchen in Deutschland ausgewildert wurden, war die Insel Amrum, es wird das Jahr 1231 angegeben (NIETHAMMER 1963). Auch auf den Ostfriesischen Inseln wurden Kaninchen schon sehr früh angesiedelt. Erste Berichte, dass Kaninchen auf Juist mit Frettchen gefangen werden, stammen aus einer Urkunde aus dem Jahre 1530 (TROLTENIER o.J.). Auf Norderney wurden die Kaninchen um 1620 zur Jagd des Landesherren ausgesetzt. Es ist aber nicht ganz klar, ob der Graf Knyphausen (zu dessen Herrschaftsbereich Norderney seinerzeit gehörte) sein Jagdwild erweitern wollte oder ob die Fischer ihre karge, meist eintönige Ernährung durch die Kaninchen aufbessern wollten (B. Onnen in litt., vgl. KLEINEKUHLE 2007a). BARTY (2007) führt an, dass den Inselbewohnern die Kaninchenjagd untersagt war. Heute kann man von einem durchschnittlichen Kaninchenbesatz von mindestens 5000 Tieren auf Norderney ausgehen. Gerade durch die Wühl- u. Grabtätigkeit der Kaninchen ist diese Insel so reich an Tier- u. Pflanzenarten, weil dadurch die Diversität gefördert wird und es in gealterten Dünenabschnitten zu neuen Sukzessionsfolgen kommt (HAESELER 1997, KLEINEKUHLE 2007a).

Auf Baltrum gab es diese Art schon um 1700 (VAN LAAR 1974). Im 20sten Jahrhundert waren die Kaninchenbestände wieder erloschen. Erst ab 1962 wurden wieder Kaninchen ausgesetzt, heute gibt es einen durchschnittlichen Besatz von mindestens 2000 Tieren (H. Wietjes mdl.).

Für Borkum gibt SCHNEIDER (1898) an, dass Kaninchen vor Jahrhunderten eingeführt wurden und in allen Dünen sehr häufig sind.

1869 erfolgte die Verordnung, dass auf allen Inseln die Kaninchen auszurotten seien. Auf einigen Inseln waren deshalb die Kaninchenbestände gegen Ende des 19. Jahrhunderts erloschen. Abgesehen von Mellum, Spiekeroog und Wangerooge besiedelt diese Art heute aber wieder alle Inseln.

Auf Memmert sollen um das Jahr 1919 jagdinteressierte Soldaten Stallkaninchen ausgesetzt haben, die schnell verwilderten (SCHOPF 1979). Phänotypisch ähneln diese Tiere der Wildform, genotypisch aber sind diese Tiere "Stallhasen" (vgl. NIETHAMMER 1963). Bei den auf Baltrum vorkommenden Kaninchen soll es sich nach W. Paulsen (VAN LAAR 1974) ebenfalls um die Nachkommen entwichener zahmer Kaninchen handeln.

Auf den meisten Ostfriesischen Inseln wurden in der Vergangenheit auch Hauskaninchen ausgesetzt, die nach kurzer Zeit verwilderten und phänotypisch der Wildform ähnelten; noch heute findet man auf den Inseln Kaninchen deren Färbung nicht der Wildform entspricht (B. Onnen, H. Wietjes mdl.). Auf Borkum z.B. werden die schwarzen Kaninchen "Pastoren" genannt (KOCK 1986).

Nagetiere (Rodentia)

Eichhörnchen (Sciurus vulgaris)
Nachweise für Eichhörnchen liegen von den drei Inseln Juist, Norderney und Langeoog aus der zweiten Hälfte des 20ten Jahrhunderts vor. Ob auf Juist und Langeoog heute noch Populationen bestehen, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden. Auf Norderney hingegen gibt es noch einige Tiere, der Bestand hat in den letzten Jahren aber stark abgenommen (B. Onnen in litt.).

Wühlmäuse (Microtidae)
Die Feldmaus (Microtus arvalis) hat bis auf die beiden jungen Inseln Mellum und Memmert alle Ostfriesischen Inseln "erobert". Über den Beginn der Besiedlung fehlen genaue Angaben. Borkum, Juist, Norderney, Langeoog und Spiekeroog wurden schon vor 1900 besiedelt (BOYE & PLAISIER 1989, SCHNEIDER 1898). Auf Wangerooge erfolgte die Besiedlung erst in der ersten, auf Baltrum in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts (KRUMBIEGEL 1955, VAN LAAR 1974). Im Vergleich zum Festland lebt nach KOWALLIK (1998) die Feldmaus auf den Inseln Borkum und Langeoog mehr in der Strauchvegetation, wohl aufgrund des Fehlens von Konkurrenten.

Ein Vorkommen der Schermaus (Arvicola terrestris) ist nur von Borkum, Juist und Norderney sicher bekannt. Auf Juist gilt sie seit dem 20. Jahrhundert als ausgestorben (POPPE 1882, VAN LAAR 1981).

Erste Nachweise der Rötelmaus (Clethrionomys glareolus) erfolgten bei der Untersuchung des Beifangs von Barberfallenfängen (WALTER 2000) in den Jahren 1998 für Wangerooge und Borkum.

Der Bisam (Ondatra zibethicus) ist ein Musterbeispiel für eine gut dokumentierte natürliche Besiedlung der Inseln durch eine Säugerart. Bis 1905 war der Bisam ausschließlich in Nordamerika und Teilen Mexikos verbreitet. Im Jahr 1905 wurden die ersten Tiere bei Prag ausgesetzt, von dort aus begann eine rasche Besiedlung weiter Teile der Palaearktis (vgl. NIETHAMMER 1963).

Die großflächige Besiedlung Nordniedersachsens erfolgte erst ziemlich spät in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. 1971 war das gesamte Weser-Ems-Gebiet besiedelt. Die Ostfriesischen Inseln Juist, Norderney und Langeoog wurden nach SCHRÖPFER & ENGSTFELD (1983) im Zeitraum 1974-1980 besiedelt. 1974 soll der erste Bisam Norderney über das Watt erreicht haben und zwei Jahre später wurde dort ein erstes Jungtier gefangen. Langeoog wurde etwa 1978 besiedelt und die ersten Nachweise für Memmert finden sich bei SCHOPF (1979). KOCK (1986) teilt Beobachtungen vom 06./07.04.1985 für Borkum mit. Auf Spiekeroog werden einzelne Individuen zwar in größeren Zeitabständen gesichtet; MEYER-DEEPEN & MEYERING (1979) halten es aber für unwahrscheinlich, dass diese Art auf Spiekeroog aufgrund fehlender Binnengewässer heimisch werden kann. NIEDRINGHAUS & ZANDER (1998) fanden bei ihren gewässerökologischen Untersuchungen keine Hinweise auf eine Bisam-Population auf Spiekeroog. Nach schriftlicher Auskunft von T. Eiler (Landwirtschaftskammer Niedersachsen) ist der Bisam aber auf allen Ostfriesischen Inseln vorhanden.

Langschwanzmäuse (Muridae)
Die Waldmaus (Apodemus sylvaticus) wurde auf Mellum im Zuge der militärischen Befestigung in den Jahren 1942/1943 von Wangerooge aus oder aus den oldenburgischen Wäldern eingeschleppt. Auf Wangerooge und Borkum kommt die Waldmaus schon seit mindestens 1882 vor (POPPE 1882). Heute besiedelt die Waldmaus als einzige Säugerart alle untersuchten Inseln. KOWALLIK (1998) stellte auf den Ostfriesischen Inseln für die Waldmaus ein im Vergleich mit dem Festland verstärktes Vordringen in Offenlandsbereiche fest und diskutiert dies als Folge fehlender Konkurrenz durch andere Kleinsäugerarten.

Die Zwergmaus (Micromys minutus) ist auf insgesamt fünf Ostfriesischen Inseln verbreitet. Aufgrund ihrer versteckten Lebensweise erfolgte der Erstnachweis auf Norderney und Langeoog erst relativ spät (BOYE & PLAISIER 1989, TEMME 1990). Nicht auszuschließen ist, dass die Zwergmaus auch noch auf den übrigen Ostfriesischen Inseln (Baltrum, Spiekeroog) vorkommt.

Die Hausmaus (Musculus domesticus) wurde vermutlich früh mit zunehmender Bebauung auf die Inseln eingeschleppt. Schon SCHNEIDER (1898) und LÖNS (1905-1906) führen sie für Borkum, Juist und Spiekeroog auf, KRUMBIEGEL (1955) für Wangerooge. Bei den größeren Inseln fehlen nur Nachweise für Langeoog.

Die Wanderratte (Rattus norvegicus) ist wie zu erwarten auf allen bewohnten Inseln wenigstens zeitweilig präsent. Nach LÖNS (1905-1906) hat sie mindestens seit 1892 die Inseln Borkum und Norderney besiedelt; Nachweise fehlen nur für Mellum. Wo die Wanderratte auftritt, setzen meist Bekämpfungsaktionen ein. So heißt es zu einer im Frühjahr 1974 auf Memmert festgestellten Wanderratte, dass sie später geschossen wurde (HAESELER 1988). Für Norderney und Wangerooge konnten als Transportmittel zu den Inseln Schiffe wahrscheinlich gemacht werden (s.o.). Dieser Besiedlungsweg ist auch für die anderen Inseln wahrscheinlich. Die Wanderratte wird als primär kom-mensal eingestuft, auf den Inseln überwiegt nach STEINIGER (1956) aber die ganzjährige Besiedlung von Offenlandsbereichen, vor allem an den Rändern von Sielen und Wiesengräben.

Die Hausratte (Rattus rattus) war früher die für Schiffe typische Rattenart, heute übernimmt nach NIETHAMMER & KRAPP (1978) die Wanderratte diese Rolle. Aufgrund rattensicherer Bauweise der Schiffe, verkürzten Reisezeiten, gezielter Bekämpfung und vermehrter Transporte von Waren in Containern hat die Verschleppung von Ratten mittels Schiffsverkehr aber stark abgenommen. Belegte Nachweise der Hausratte fehlen für die niedersächsischen Nordseeinseln. LEEGE (1951) weist zwar daraufhin, dass mancherorts "die Dachratte aus Ägypten" auf den deutschen Nordseeinseln eingewandert ist, STEINIGER (1956) bezweifelt aber diese Angabe.

Raubtiere (Carnivora)

Der Rotfuchs (Vulpes vulpes) erreicht die Inseln immer wieder über das Watt oder in sehr strengen Wintern über das Eis. Im Winter 1946/47 erreichte ein Paar auf diesem Weg die Insel Langeoog und hatte dort später Nachwuchs gewölft (LEEGE 1948). Von Memmert gibt es ebenfalls mindestens einen Nachweis (P.M. 1999). Eine dauerhafte Ansiedlung wird offenbar aus Gründen des Vogelschutzes auf allen Inseln durch Bejagung unterbunden. In Einzelfällen wurden aber auch Füchse ausgesetzt. So ist von Norderney bekannt, dass eine Fähe samt Geheck ausgesetzt und später erlegt wurden (B. Onnen pers. Mitt.).

Im Januar 1997 fanden Studenten der Universität Oldenburg Risse von mindestens sechs Ringelgänsen, aber auch Risse von Pfeifenten und Austernfischern auf der Insel Mellum. Offensichtlich war auf dieser Vogelschutzinsel ein Fuchs eingewandert; dies konnte auch durch Kotfunde belegt werden. Hätte sich eine belegte Fähe auf Mellum etabliert, hätte dies verheerende Auswirkungen auf die Seevogelbestände der Insel gehabt. So wurde über den Mellumrat und die Nationalparkverwaltung der Bezirksvorsitzende der Jägerschaften des Teilbezirks Oldenburg informiert und gebeten diesen Fuchs zu bejagen. Gemeinsam, in Absprache mit der Bezirksregierung, planten und organisierten Oberforstrat Starke und G. Wemken eine Fuchsjagd. Insgesamt waren an der Jagd am 08.03.1997 16 Jäger, 13 Vorstehhunde und 2 Bauhunde (Teckel) beteiligt. Der Fuchs wurde nicht erlegt, es wird angenommen, dass dieser in der Nordsee ertrunken sei (G. Wemken in litt.). Heute gelten alle Ostfriesischen Inseln als fuchsfrei.

Marder (Mustelidae)
Vom Fischotter (Lutra lutra) liegt nur ein Nachweis von Borkum aus dem Jahr 1950 vor (KOCK 1986). Er ist noch heute im Borkumer Museum als Präparat zu sehen. Der Fischotter breitet in Deutschland zur Zeit sein Areal nach Westen aus und wurde schon im Raum Bremen nachgewiesen (H. Krüger pers. Mitt. in KLEINEKUHLE 2007b). In den Niederlanden wurden Otter unterschiedlicher Herkunft ausgesetzt (NIEWOLD et al. 2003, LAMMERTSMA et al. 2006). Bei erfolgreicher Ansiedlung erscheint auch von dort eine Besiedlung Ostfrieslands und ein häufigeres Auftreten auf den Inseln möglich.

Für den Mink (Neovison vison) liegt ebenfalls nur ein Einzelnachweis im Jahr 1980 auf Langeoog vor; er soll aus einer auf dem Festland gelegenen Nerzfarm entwichen sein (BOYE & PLAISIER 1989). Der Mink stammt ursprünglich aus Nordamerika. Seit den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts entstanden überall in Europa Pelzfarmen, aus denen Tiere entwichen oder von Tierschützern freigelassen wurden. Mittlerweile gibt es daher in weiten Bereichen Europas, so auch in Niedersachsen, Vorkommen und auch stabile Populationen dieses "Neubürgers" (vgl. KLEINEKUHLE 2007c).

Das Mauswiesel (Mustela nivalis) ist lediglich auf zwei Inseln präsent. Über den Besiedlungsweg des Mauswiesels ist nichts bekannt. LEEGE (1935) vermutet, dass Mauswiesel mit Buhnenbüschen eingeschleppt wurden. Auf einigen Westfriesischen Inseln hingegen wurden Mauswiesel wie Hermeline gezielt ausgesetzt um Mäuse und Ratten kurz zu halten, so wurden 1930 auf Terschelling Hermeline und Mauswiesel ausgesetzt (LEEGE 1935, VAN WIJNGAARDEN & MORZER BRUIJNS 1961, NIETHAMMER 1963). LEEGE (1935) berichtet, dass die Wiesel Herr der Mäuseplage wurden, sich aber anschließend massiv an Seevogelnestern und am Hausgeflügel vergriffen. Nach NIETHAMMER (1963) wurden 8 Hermeline und 102 Mauswiesel auf Terschelling ausgesetzt; aber schon 1953 waren keine Mauswiesel mehr nachzuweisen. 1956 wurden Tötungs- Prämien für die zu Schaden gehenden Hermeline ausgesetzt.

Das Vorkommen des Frettchens (Mustela putorius furo), einer domestizierten Subspezies des Iltis, beruht auf gezielten Aussetzungen sowie Gefangenschaftsfluchten. Nach einer Umfrage von RABE (1994) entwichen auf Norderney gelegentlich Frettchen, die aber seiner Ansicht nach wenig Chancen hatten, dort länger zu überleben. Von den Jägern der Insel werden auch jetzt noch auf Norderney hin und wieder wildernde/verwilderte Frettchen festgestellt; von einer stabilen Population kann man aber nicht sprechen (B. Onnen in litt., KLEINEKUHLE 2006). Von Borkum ist ebenfalls bekannt, dass zeitweilig Frettchen vorkamen, ob sie entkamen oder aber ausgesetzt wurden, ist nicht belegt. Im Jahr 1997 sollen 250 Frettchen gefangen worden sein, seit den 1990er Jahren gab es dort aber keine Nachweise mehr (H. Zühlke in litt.).

Paarhufer (Artiodactyla)

Schweine (Suidae)
Vom Wildschwein (Sus scrofa) hat es bislang auf den Ostfriesischen Inseln nur einzelne Nachweise gegeben. Vermutlich werden in Zukunft, aufgrund der allgemeinen Bestandszunahme, Wildschweinbeobachtungen häufiger. Eine dauerhafte Etablierung dieser Art auf den Inseln hätte für die meisten Seevogelbestände wegen der Vorliebe von Schweinen für Eier und Jungvögel katastrophale Auswirkungen.

In den 50er Jahren wurde auf Borkum ein Keiler und eine Bache von Unbekannten ausgesetzt. Der Überläuferkeiler wurde erlegt und die Trophäe in der Schlachterei Schweickhardt ausgestellt. Der Verbleib der Bache hingegen ist bis heute unklar (H. Zühlke in litt.). Im Jahr 1973 wanderte ein 108 kg schwerer Keiler über das Watt nach Norderney, dieser Nachweis gilt als der erste und einzige für diese Insel (B. Onnen in litt.). Der einzige Nachweis von Langeoog stammte aus der Zeit nach dem 2. Weltkrieg. Das Tier verließ die Insel aber wieder indem es am 9.12.1947 die Accumer Ee durchschwamm und das Festland erreichte (VAN LAAR 1974). In den 1960er Jahren wurde ein Wildschwein, das vermutlich bei Niedrigwasser die Insel erreicht hatte, in den Dünen auf Spiekeroog gesichtet, es war aber nach kurzer Zeit wieder verschwunden (MEYER-DEEPEN & MEIJERING 1979).

Hirsche (Cervidae)
Bei den Hirschartigen (hier Reh- und Damwild) erfolgte eine gezielte Ansiedlung, zusätzlich wanderten immer wieder Tiere über das Watt vom Festland aus ein und/oder es kam (besonders beim Rehwild) zum Individuenaustausch zwischen den Inseln.

Auf Langeoog misslang der erste Ansiedlungsversuch von Rehen (Capreolus capreolus) im Jahr 1930, erst der zweite Versuch im Jahr 1958 verlief erfolgreich. Auf Borkum soll das Rehwild 1955 angesiedelt worden sein und auf Juist im Jahr 1928 durch das Aussetzen von 2 Böcken und 5 Ricken (TROLTENIER o. J.), wobei sich bei LEEGE (1962) aber als Ansiedlungsdatum das Jahr 1932 findet. BRUNS (1932) berichtet allerdings, dass alle Auswilderungsversuche beim Rehwild auf Juist gescheitert sind; NIETHAMMER (1963) ergänzt, dass Juist bis Anfang der 1960er Jahre frei von Rehwild war. Zusätzlich erwähnt er, dass drei Rehe aus dem Taunus ausgesetzt werden sollen, die wohl den Grundstein für die Juister Rehwildpopulation bilden sollen. Für Baltrum berichtet VAN LAAR (1974) von einer Besiedlung über das Watt zusätzlich zur gezielten Ansiedlung durch den Menschen im Jahr 1969. Auf Spiekeroog soll es sich ebenfalls spontan angesiedelt haben (BOYE & PLAISIER 1989). Ein erster erfolgloser Versuch der Ansiedlung von Rehwild auf Norderney erfolgte 1939. Im Januar/Februar 1939 wurden dort vier starke Stücke Rehwild ausgewildert. Die Rehe stammten aus der Zucht des Grafen Hoensbroech, welcher mitteleuropäische, ostpreußische und gallizische Rehe miteinander kreuzte. Diese Rehe, mit außergewöhnlich hohen Lebendgewichten von über 30 kg, ertranken oder wanderten ab (RAESFELD 1956).

Ein zweiter, erfolgreicherer Versuch fand zusammen mit der Ansiedlung des Damhirsches (Dama dama) um das Jahr 1966 statt (VAN LAAR 1974, BARTY 2007). Die Auswilderung des Damwildes wurde seinerzeit von der Kurverwaltung gefördert. Auf Baltrum ist in mindestens zwei Fällen belegt, dass Damhirsche eingewandert sind. Anfang der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts und 1992 wanderte je ein starker Damhirsch (Schaufler) auf Baltrum ein (H. Wietjes mdl.); unbekannt ist jedoch, ob die Tiere vom Festland oder von der Insel Norderney eingewandert sind.

Die bestehenden Inselpopulationen sind zum Teil aber nicht so isoliert, wie man vermuten könnte, da wiederholt beobachtet wurde, dass Einzeltiere bei extremem Niedrigwasser vom Festland zuwanderten (z.B. Langeoog, Spiekeroog, vgl. BOYE & PLAISIER 1989). So wandern z.B. auf Wangerooge immer wieder einzelne Rehe ein (H. Stratmann in litt.). Offenbar scheint diese Insel aber als Lebensraum für Rehe ungeeignet zu sein. Die Rehe hielten sich in keinem Fall lange auf der Insel.

Überblick zur Besiedlung der Ostfriesischen Inseln durch Säugetiere

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Tab. 1: Anzahl der auf den Inseln nachgewiesenen Säugerarten im Vergleich zur Inselgröße.

Insgesamt wurden auf der ostfriesischen Inselkette 33 Säugerarten nachgewiesen (Tab. 1), von denen 27 (inkl. Fledermäuse) zum rezenten Bestand zu zählen sind.

Für 7 Arten sind gezielte Ansiedlungen durch den Menschen belegt. Die übrigen Arten wurden unbeabsichtigt eingeschleppt (v.a. Kleinsäuger) oder besiedelten die Inseln aktiv vom Festland oder von benachbarten Inseln aus, wie z.B. der Bisam. Es besteht eine Korrelation zwischen der Flächengröße und der Anzahl rezenter bzw. aller Arten (r = 0,78*, r = 0,95***).

Die Inseln als Lebensraum gefährdeter Arten

Die Ostfriesischen Inseln bieten nach derzeitigem Kenntnisstand nur wenigen gefährdeten Arten Lebensraum bzw. werden von ihnen dauerhaft besiedelt. Als gefährdet wird nur Feldhase auf der Roten Liste Deutschlands geführt, wobei er in Niedersachsen keineswegs als gefährdet gilt (BOYE et al. 1998, HECKENROTH 1993). Der Hase wird auf Norderney seit geraumer Zeit nicht bejagt, geht aber im Bestand zurück und ist nur noch in bestimmten Bereichen anzutreffen. Offenbar ist das Ausweichen bzw. der Rückzug des Hasens auf den Außengrodenbereich, den Flugplatz und auf die landwirtschaftlich genutzten Bereiche wie Pferde- oder Rinderweiden im Zusammenhang mit dem Verbot der Hellerbeweidung zu sehen. Nach Auskunft von Insulanern war der Hase auf den beweideten Hellern häufig und weit verbreitet, heute (seit dem Verbot der Beweidung) meidet der Hase die Heller.

Hausspitzmaus, Zwergmaus und Mauswiesel stehen auf den Vorwarnlisten von Niedersachsen oder Deutschland. Das Mauswiesel unterliegt dem Jagdrecht, genießt in Niedersachsen eine ganzjährige Schonzeit und gilt in Niedersachsen und Bremen als nicht gefährdet. Weiterhin weisen alle Fledermausarten noch eine Gefährdungskategorie auf, wobei die niedersächsischen Kategorien nicht mehr den heutigen Kenntnisstand widerspiegeln. Unabhängig davon, ob die hohen Einstufungen auf der Roten Liste heute noch berechtigt sind, ist es so, dass alle Fledermausarten nach dem Bundesnaturschutzgesetz zu den streng geschützten Arten gehören. Weiterhin ist der Fledermausschutz in den Berner Konventionen festgeschrieben. Erwähnenswert ist auch das Abkommen zur Erhaltung der Fledermäuse vom 04.12.1991. Auch im europäischen Gemeinschaftsrecht sind in der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie nicht nur einige Fledermausarten namentlich aufgeführt, sondern alle Arten der Kleinfledermäuse (Microchiroptera) genannt. Um diesen Verpflichtungen nachzukommen, ist es daher wichtig, Strukturen, die für den Erhalt der Bestände ausschlaggebend sind, zu identifizieren, zu erhalten und zu pflegen (wie z.B. die Bunkerstrukturen auf Norderney und Borkum).

Viele auf den Ostfriesischen Inseln vorkommende Säugetierarten unterliegen dem Jagdrecht (Reh-, Dam- und Schwarzwild, Kaninchen und Hasen sowie sämtliches Haarraubwild). Damit haben diese Tierarten einen hohen Schutzstatus. Alle Zuwiderhandlungen gegen dieses Recht gelten, im Gegensatz zum Naturschutzrecht (Ordnungswidrigkeiten), als Straftatbestand. Das Vorkommen einiger Raubsäugerarten (wie z.B. Fuchs, Frettchen oder Igel), soweit sie vom Menschen aktiv oder passiv angesiedelt wurden, ist kritisch zu sehen und steht im Widerspruch zu Schutzzielen anderer Tierarten, wie z.B. gefährdeten Seevögeln. Aktuell ist von Norderney bekannt, dass Frettchen bei der Prädation von gefährdeten Seevögeln beteiligt sind. So wurde bei der Novellierung des Niedersächsischen Landesjagdgesetzes im Jahr 2001 die Befugnis der Jagdschutzberechtigten um das Töten verwilderter Frettchen ergänzt (vgl. KLEINEKUHLE 2006).

Verbreitungsmuster der Arten auf den Inseln

Die Lebensräume der Säuger umfassen in der Regel viele verschiedene Habitat- bzw. Biotoptypen. Im Verlauf des Jahres kann sich darüber hinaus das Nutzungsmuster stark ändern; dies gilt sowohl für Klein- als auch für Großsäuger. So dringt die Waldmaus als Offenlandsart im Herbst und Winter gerne in menschliche Behausungen ein (eigene Beobachtungen, C. Tapper, Borkum).

Reh- wie Damwild halten sich nicht zwangsläufig in den vermeintlich besten Biotopen auf, sondern eher dort, wo sie am wenigsten gestört werden. Hier ist anzumerken, dass sich Damwild auf Norderney auch nachts dem menschlichen Siedlungsbereich nähert, das Rehwild hingegen meist nur in strengen Wintern (B. Onnen, mdl.).

Das Verbreitungsmuster des Feldhasen ist zumindest auf einigen Inseln erkennbar mit der landwirtschaftlichen bzw. landschaftlichen Nutzung gekoppelt. Heute noch gut vertreten ist der Hase dort, wo Beweidung durch Rinder und Pferde oder entsprechende Nutzung (z.B. Flugplatz) stattfindet. Auch auf den beweideten Hellern war der Hase gut vertreten. Seit dem Verbot der Hellerbeweidung scheint der Hase diese Bereiche aber zu meiden.

Die Jagdreviere der Fledermäuse richten sich z.B. weitgehend nach dem Insektenangebot und weniger nach kleinräumig abgegrenzten Biotoptypen, die Quartiere können sich wiederum ganz woanders befinden. Eine Zuordnung zu Biotoptypen würde nur dann Sinn machen, wenn unsere Kenntnisse ausreichen würden, Hauptlebensräume von nur in geringem Maße genutzten Lebensräumen zu unterscheiden. Dies ist bislang aber nicht möglich. Es ist damit zu rechnen, dass sich für die einzelnen Arten das Nutzungsmuster der Lebensräume auf den Inseln von dem auf dem Festland unterscheidet (s. Anmerkungen bei der Feld- und Waldmaus), sodass in Zukunft dieser Fragestellung gezielt nachgegangen werden sollte.

Basierend auf einem Artikel von:

Dr. Gottfried Walter
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Dipl.-Biol. Jens Kleinekuhle
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Stand: 02/2009