Die Flora und Fauna der Ostfriesischen Inseln

Die Staubläuse der Ostfriesischen Inseln

(Psocoptera)

Zusammenstellung des Artenbestandes
anhand von Literaturdaten

Zusammenfassung

Auf den ostfriesischen Düneninseln wurden bisher 12 Arten aus der Gruppe der Staubläuse (Psocoptera) nachgewiesen. Sie entsprechen etwa 10 % des deutschen Artenbestandes. Eine gezielte Nachsuche dürfte besonders in den gehölzbestandenen Bereichen der Inseln weitere Artnachweise erbringen.

Summary

The booklice of the East Frisian islands (Psocoptera). Survey of the preliminary species composition based on data from the literature. - To date, 12 species of booklice (Psocoptera) have been recorded from the East Frisian dune islands. This amounts to about 10 % of all booklice species known from Germany. A well-aimed survey of the islands' wooded sites would yield further records.

Was sind... Staubläuse?

Bei den Staubläusen oder Flechtlingen handelt es sich um kleine (0,6 bis 7 mm), zarte und unscheinbare Insekten mit beißenden Mundwerkzeugen. Die meisten Arten sind voll geflügelt (macropter), bewegen sich aber überwiegend laufend fort. Einige Arten besitzen reduzierte Flügel (micropter und apter) und sind flugunfähig.

Im Freiland vorkommende Psocopteren finden sich v.a. in schattigen, windstillen, nicht zu trockenen Lebensräumen. Hier leben sie vor allem an Gehölzstrukturen (Rinde, Blätter) und modernden Materialien in Bodennähe (Falllaub, Reisig, Totholz), wo die Tiere sich hauptsächlich von Algen, Pilzmyzelien, Flechten und Detritus ernähren. Etwa 20 der in Deutschland nachgewiesenen 95 Arten treten jedoch teilweise oder ausschließlich in Gebäuden auf (domicole Lebensweise), wo sie bei Massenauftreten lästig oder sogar schädlich werden können (Verschmutzung von Lebens- und Futtermitteln, Zerstörung von Insektensammlungen und Herbarien). In jüngster Zeit wird auch über das Auftreten von Allergien bei Staublausbefall berichtet. Voraussetzung für ein Massenauftreten ist aber in jedem Fall ein zu feuchtes Raumklima. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass sich die Kenntnis hinsichtlich dieser Insekten fast ausschließlich auf einige domicole Arten beschränkt; Verbreitung und Ökologie der meisten frei lebenden Arten sind dagegen weitgehend unbekannt.

Die Entwicklung verläuft über drei bis sechs Larven- bzw. Nymphenstadien, wobei pro Jahr ein bis zwei Generationen auftreten. Wie bei den meisten Insekten mit hemimetaboler Entwicklung teilen sich Larven und Imagines denselben Lebensraum. Die Überwinterung findet meist im Eistadium, gelegentlich als Nymphe, selten als Imago statt. Als durchschnittliche Lebenserwartung der Imago werden z.B. für Graphopsocus cruciatus (L.) drei Monate angegeben.

Einleitung

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Graphopsocus cruciatus ist eine auch auf den Inseln nachgewiesene Staublausart, die im Sommer oft auf Blättern umherlaufend zu beobachten ist (Zeichnung: M. Stöckmann, Original).

Kenntnisse über Staubläuse der Ostfriesischen Inseln sind sehr gering. ALFKEN (1891) weist zwei Arten auf Juist, POPPE (1891) eine Art auf Spiekeroog nach. SCHNEIDER (1898) führt in seiner umfassenden Bestandserhebung der Borkumer Fauna auch diese unscheinbare Artengruppe auf und meldet weitere 8 Arten. Etwa 20 Jahre später wird noch eine weitere Art auf der Insel Memmert gefunden (ALFKEN 1924).

Im Folgenden werden die alten Art-Nachweise, die im Wesentlichen bereits bei BRÖRING et al. (1993: 24) referiert werden, auf den aktuellen nomenklatorischen Stand (LIENHARD 2003) gebracht. Erstmals werden für die einzelnen Arten Präferenzen für die jeweiligen Inselbiotope angegeben.

Artenbestand auf der Inselkette

Mit insgesamt 12 Arten wurden bisher etwas mehr als 10 % des deutschen Artenbestandes auf den Ostfriesischen Inseln nachgewiesen. Dies entspricht sicherlich nicht den tatsächlichen Verhältnissen. Obwohl es sich in allen Fällen um sehr alte Nachweise handelt, ist von einer aktuellen Präsenz auf den Inseln auszugehen.

Bei gezielter Nachsuche, besonders in den gehölzbestandenen Bereichen der Inseln, dürfte sich die Artenliste deutlich erweitern lassen.

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Cerobasis guestfalica ist eine auffällig gezeichnete, flügellose Staublaus, die auf Baumrinde von Laub- und Nadelgehölzen lebt (Zeichnung: M. Stöckmann, verändert nach SPANTELKOW in GÜNTHER 2005).

Die in den alten Arbeiten genannten Artnamen wurden an Hand der Checklist von BELLINGER et al. (1996-2006) überprüft und entsprechend der dort gegebenen Systematik eingeordnet.

Insgesamt umfasst die Liste 58 Arten, das sind knapp 14 % der aus Deutschland bekannten 416 Arten (SCHULZ et al. 2005; in deren Liste die auf Norderney und Spiekeroog gefundene Scaphaphorura arenaria noch fehlt). Von den 58 Arten wurden 37 in Dünenhabitaten unterschiedlichen Sukzessions-Alters nachgewiesen. Jedoch gibt es offenbar keine spezifischen Dünen-Arten (HANDELMANN 2006), vielmehr kommen alle in Dünen festgestellten Arten auch in anderen Habitaten vor. Wie weit Scaphaphorura arenaria, die erst 1965 von Petersen aus Dünen West-Jütlands beschrieben wurde, in ihrem Vorkommen auf Küsten-Dünen beschränkt ist, lässt sich derzeit mangels weiterer Fundortangaben nicht beurteilen.

Basierend auf einem Artikel von:

Dr. Thomas Olthoff
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Dipl.-Biol. Marlies Stöckmann
Carl-von-Ossietzky-Universität
Fakultät V, Institut für Biologie und Umweltwissenschaften
D–26111 Oldenburg
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Impressum

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Stand: 02/2009