Die Flora und Fauna der Ostfriesischen Inseln

Zehrwespen und verwandte Gruppen
der Ostfriesischen Inseln

(Hymenoptera: Parasitica: Proctotrupoidea,
Ceraphronoidea und Platygastroidea)

Zusammenfassung

Von den für Deutschland bekannten, als Parasitoide lebenden Arten der Trigonalyidae, Evaniidae und Gasteruptiidae haben sich wenigstens 4 Arten auf den Ostfriesischen Inseln etabliert. Mit Brachygaster minuta und Pseudogonalos hahnii sind 2 Arten auch auf der vor etwa 130 Jahren entstandenen jungen Insel Mellum wenigstens zeitweilig bodenständig.

Summary

Trigonalyidae, Evaniidae as well as Gasteruptiidae (Hymenoptera) found on the East Frisian islands - At least four of the parasitoid species of Trigonalyidae, Evaniidae as well as Gasteruptiidae have established on the East Frisian islands. With Brachygaster minuta and Pseudogonalos hahnii, two species are at least temporarily indigenous also on the island Mellum which developed approximately 130 years ago.

Was sind... Zehrwespen??

Die in den meisten Fällen relativ unscheinbaren Vertreter besitzen ein z.T. stark reduziertes Flügelgeäder. Sie werden unter den Hymenopteren zu den Parasitica gestellt. Die verwandtschaftliche Stellung dieser Gruppen ist nicht hinreichend geklärt. - Der Begriff "Proctotrupiden" wurde bislang für die Proctotrupoidea (s.str.), Platygastroidea sowie die Diapriidae verwendet. Ein Beweis für die Monophylie dieser Gruppe steht allerdings aus.

Bei den Proctotrupoidea (s.str.) handelt es sich um kleine parasitische Wespen. - Die mit über 300 Arten weltweit verbreiteten Proctotrupidae entwickeln sich in den Larven der Diptera, Coleoptera sowie Myriapoda. - Die Laven der Heloridae, von denen weltweit nur 11 Arten bekannt sind, leben als Parasitoide der Larven von Chrysopidae (Neuroptera). - Die Diapriidae - neuerdings zur Gruppe der Cynipoidea gestellt, der sie näher stehen sollen als den Proctotrupoidea (DATHE 2003) - stellen weltweit mit rund 2300 Arten eine umfangreiche Gruppe nur 2-4 mm großer Arten. Es handelt sich überwiegend um Parasitoide von Dipteren, vorzugsweise der Puppen, seltener der Larven. Es werden aber auch Dryinidae, Formicidae und Coleoptera als Wirte genannt (vgl. DATHE 2003).

Zu den Ceraphronoidea werden zwei Familien gezählt, von denen weltweit 960 Arten bekannt sind (DATHE 2003). Sie leben als Ectoparasitoide zahlreicher Insektengruppen (Hemiptera, Mecoptera, Neuroptera, Diptera), befallen aber auch als Hyperparasitoide andere Terebrantes (Braconidae, Chalcididae und Cynipidae).

Für die sehr artenreiche Gruppe der Platygastroidea sind weltweit über 3600 Arten bekannt. Die zumeist sehr kleinen Arten (0,5-6 mm) treten als Parasitoide der Eier und Larven von Insekten und Spinnen auf.

Einleitung

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Exallonyx pallidistigma (= Codrus niger), hier ein Weibchen, ist eine besonders große Zehrwespe, die WEIDEMANN (1962) aus den Larven von Kurzflügel-Käfern zog (Zeichnung: H. Riemann, Original).

Bei den Arten der Proctotrupoidea, Ceraphronoidea sowie Platygastroidea, hier noch entsprechend DATHE et al. (2001) berücksichtigt, handelt es sich um kleine bis sehr kleine Hautflügler. Über die Biologie und Ökologie dieser Hautflügler-Gruppen liegen nur geringe Kenntnisse vor.



Datengrundlage und Erfassungsstand

Für die Ostfriesischen Inseln finden sich in nur wenigen Beiträgen (SCHNEIDER 1898, ALFKEN 1924, STRUVE 1940, MEYER 1988) Angaben zu Arten der hier behandelten Gruppen. Dies ist auf die geringe Größe, die zumeist verborgene Lebensweise, aber auch auf die in vielen Fällen schwierige Determination dieser als Parasitoide auftretenden Arten zurückzuführen.

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Die als Parasitoid auf Netzflügler-Larven angewiesene, etwa 6 mm große Helorus anomalipes dürfte auf allen Ostfriesischen Inseln vorkommen. Sie wurde bereits auch auf Memmert und Mellum festgestellt (Zeichnung: M. Stöckmann, verändert nach PSCHORN-WALCHER 1971).

Lediglich für die Heloridae und Proctotrupidae liegen aufgrund der in den Jahren von 1984 bis 1986 auf Memmert und Mellum durchgeführten Untersuchungen befriedigende Daten vor (vgl. MEYER 1988). Die übrigen Angaben in der Literatur lassen keine Einschätzung des tatsächlichen Artenbestandes der alten Ostfriesischen Inseln zu. Für die übrigen hier behandelten Gruppen gilt - abgesehen von spärlichen Angaben bei SCHNEIDER (1898) und persönlichen Aufzeichnungen von R. und F. Struve - das Gleiche.

proctotrupoidea_tab01.gif
Tab. 1: Für Deutschland, Niedersachsen sowie die Ostfriesischen Inseln nachgewiesene Proctotrupoidea, Ceraphronoidea und Platygastroidea (vgl. BLANK 2001, BUHL 2001, DESSART 2001, MEYER 2001).

Bei den für die Ostfriesischen Inseln bis heute sicher dokumentierten 31 Arten (Tab. 1) handelt es sich um lediglich 6 % der für Deutschland bekannten Arten. Bevorzugte Stätten ihres Vorkommens sind windgeschützte Baumgruppen und Gebüsche der feuchten Dünentäler. Es ist davon auszugehen, dass die auf den Ostfriesischen Inseln zu erwartende Artenzahl weit über 100 liegt. Eine Besiedlung der Inseln dürfte für die Arten dieser Gruppen kein Problem darstellen, da sie aufgrund ihrer nur geringen Körpergröße leicht verdriftet werden können.

Basierend auf einem Artikel von:

Prof. Dr. Karl Otto Meyer
D-26131 Oldenburg

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Stand: 02/2009