Die Flora und Fauna der Ostfriesischen Inseln

Borkum

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Blick von Nordwesten auf Borkum (Foto: H. Kolde, 2001).

Borkum ist mit ca. 36 km² die größte und mit einem Festlandsabstand von ca. 10,5 km die isolierteste Ostfriesische Insel. Sie erstreckt sich von den Westdünen bis zum Hoge Hörn auf einer Länge von ca. 10,7 km, die mittlere Breite beträgt 3 km. Ihre Form ähnelt der eines Hufeisens, das sich südöstlich zur Wattseite öffnet. Da Borkum zwischen den beiden Mündungsrinnen der Ems liegt, handelt es sich um eine relativ lagestabile Insel, der allerdings ein vorgelagerter Riffbogen fehlt. Am Westende wurden Schutzwerke notwendig, nachdem der Sandabtrag durch die Westerems zu groß geworden war.

Borkum besteht aus zwei Inselkernen, dem West- und dem Ostland. Das dazwischen liegende Niederungsgebiet (Tüskendör) wurde bis Mitte des 19. Jahrhunderts regelmäßig bei höheren Wasserständen durchflutet, bis an der südlichen Engstelle 1864 bis 1869 durch Dünenbaumaßnahmen der sog. Hinterdamm geschaffen wurde. Zur Seeseite wurde 1936 parallel ein zweiter künstlicher Dünenkamm angelegt (Hindenburgdamm), sodass aus dem ehemaligen Strandsee (daher der Name "Muschelfeld") durch Aussüßung ein großes Feuchtgebiet mit Niedermoorelementen, Röhrichtgesellschaften und randlichen Feuchtgebüschen entstanden ist.

Um die Siedlungen und das Grünland gegen Sturmfluten von der Wattseite zu schützen, wurden ab etwa 1600 mehrere Deichreihen errichtet. Die unmittelbar hinter ihnen liegenden Gewässer (sog. Wehlen) sind ehemalige Durchbruchstellen, die durch einströmendes Meerwasser ausgekolkt wurden. Die letzten größeren Deichbaumaßnahmen wurden Ende der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts durchgeführt, als der die gesamte südliche Hellerkante entlangführende Sommerdeich auf seine heutige Höhe von 6,7 m über NN ausgebaut wurde. Durch Sandentnahme entstand dabei der ca. 20 ha große, Brackwasser führende Tüskendörsee, der durch ein Siel mit dem Wattenmeer verbunden ist.

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Tab. 1: Verteilung der Biotoptypen auf Borkum.

Der Siedlungsbereich auf Borkum umfasst etwa 15 % der Inselfläche (Tab. 1): die im Westen gelegene eigentliche Ortschaft mit ca. 5.900 Einwohnern und 150.000 jährlichen Kurgästen (mit 2 Mio. Übernachtungen), die zwischen 1938 und 1942 fertiggestellte Hafenanlage im Süden, die tideunabhängige Fährverbindungen nach Emden und zum niederländischen Eemshaven ermöglichen, und das Flugplatzareal im Zentrum der Insel. Borkum ist neben Norderney die einzige Ostfriesische Insel mit eingeschränkt erlaubtem Autoverkehr.

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Die "Binnenwiese" am östlichen Ortsrand von Borkum mit Kleingewässer. Im Hintergrund die evangelisch-reformierte Kirche, der alte und der neue Leuchtturm (Foto: R. Niedringhaus, Juli 1993).

Ein Viertel Borkums ist Grünland, wobei 4 Komplexe unterschieden werden können: (1) die am östlichen Ortsrand gelegenen bereits um 1600 eingedeichten Binnenwiesen, (2) die sich südöstlich anschließende, nach Eindeichung 1932 entstandene Binnenweide, (3) die durch den Sommerdeich 1977/78 ausgesüßte Außenweide mit Flugplatz (seit 1925, Modernisierung 1973) und der Tüskendörsee und (4) die bereits um 1769 eingedeichten Ostland-Wiesen.

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Durch Austrocknung ehemals feuchter Dünentäler entstehen trockene Krähenbeer-Heiden. Namensgebende Art ist die Gewöhnliche Krähenbeere (Empetrum nigrum) (Foto: Schieber/Neugart, 2005)

Die Dünengebiete Borkums machen fast die Hälfte der Inselfläche aus: Es sind alle Stadien von Primär- über Sekundär- bis hin zu Tertiärdünen zu finden; letztere sind teilweise bewaldet (v.a. Dünentäler) oder von Küstendünengebüsch bewachsen. An einigen Stellen in den ältesten Dünen Borkums, den südwestlich gelegenen Woldedünen finden sich eingestreut Calluna-Empetrum-Heiden. Bemerkenswert ist auch der größte Waldbestand Borkums, die etwa 60 ha große "Greune Stee" im Südwesten der Insel, bestehend v.a. aus Moorbirken, Schwarzerlen und Weiden.

Der "Greunen Stee" südlich vorgelagert ist die "Ronde Plaat", wo sich die verschiedensten Salzwiesen-Formationen bis hin zu Dünen-Übergangsbereichen entwickelt haben. Größere Salzwiesen-Komplexe finden sich ansonsten noch östlich vom Inselbahn-Damm und im Südosten der Insel.

Basierend auf einem Artikel von:

Dr. Rolf Niedringhaus
Prof. Dr. Volker Haeseler
Prof. Dr. Peter Janiesch
Carl-von-Ossietzky-Universität
Fakultät V, Institut für Biologie und Umweltwissenschaften
D-26111 Oldenburg
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Stand: 02/2009