Die Flora und Fauna der Ostfriesischen Inseln

Juist

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Blick von Westen auf Juist mit dem Hammersee im Zentrum (Foto: H. Kolde, 2001).

Juist ist mit ca. 17 km Länge und einer maximalen Breite von 1 km die längste und schmalste Ostfriesische Insel. Ihre Gesamtfläche beträgt ca. 16 km², der geringste Abstand zum Festland ca. 8 km. Eine morphologische Besonderheit von Juist ist das sog. Billriff, eine ca. 1 km lange westlich vorgelagerte Strandplate. Juist ist heute eine relativ lagestabile Insel; Erosionen finden in jüngerer Zeit v.a. an den nördlichen Randdünen im Westteil der Insel statt.

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Der ca. 30 ha große Hammersee auf Juist ist der größte Süßwasser-"See" der Ostfriesischen Inseln. Im Hintergrund der ehemals aufgeschüttete ca. 10 m hohe seewärtige Dünenkamm (Foto: R. Niedringhaus).

Mitte des 17. Jahrhunderts unterlag Juist starken morphologischen Veränderungen: Am Ostende entstanden neue Dünen, in der Inselmitte kam es zu starken Erosionen, im Verlauf der Petriflut 1651 trennte der sog. Hammer-Durchbruch die Insel in zwei Teile. Erst 1877 wurde der Durchbruch im Süden und 1927 bis 1932 im Norden durch Dünenbaumaßnahmen geschlossen. Zwischen den beiden Dünenketten entstand der ca. 30 ha große ausgesüßte Hammersee, der einzige Süßwasser-"See" der Ostfriesischen Inselkette. Im Laufe der Jahre haben Sandaufwehungen den seewärtigen Deich auf ca. 10 m Höhe und ca. 80 m Breite anwachsen lassen; ein Teil der Sandmassen wird über den Dünenkamm hinweg in das flache Gewässer getragen und beschleunigt so dessen Verlandung. Die Wasserfläche beträgt heute nur noch ca. 16 ha, umsäumt von einem ausgedehnten Röhrichtgürtel und Feuchtgebüschen. Seine Tiefe beträgt im Mittel ca. 1 m. Nach starken Regenfällen kann der Wasserstand um fast das Doppelte steigen (HOLLWEDEL 1984). In extrem niederschlagsarmen Sommern trocknet er bis auf wenige Stellen völlig aus.

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Tab. 1: Verteilung der Biotoptypen auf Juist.

Der Siedlungsbereich auf Juist umfasst etwas mehr als 100 ha, das sind 11 % der Inselfläche (Tab. 1): Direkt in der Inselmitte liegt das Ortszentrum von Juist ("Ostdorf"), geprägt von roten Klinkerbauten, etwa 2 km westlich davon erstreckt sich der Ortsteil "Im Loog", ca. 4 km östlich befindet sich der Flugplatz, mit fast 37.000 Starts und Landungen pro Jahr einer der frequentiertesten Landeplätze in Niedersachsen. Unmittelbar südlich des Ortes liegt der 1984 fertiggestellte, neue Hafen mit seinem eingeschränkten, tideabhängigen Fährverkehr nach Norddeich. Das Seebad Juist wurde 1840 gegründet, seit 1975 ist es staatlich anerkanntes Nordseeheilbad; heute leben auf der Insel 1.800 Einwohner (Stand 2005); pro Jahr kommen ca. 90.000 Urlaubsgäste (bei ca. 850.000 Übernachtungen) auf die autofreie Insel.

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Primärdünen auf dem "Kalfamer" am Ostende von Juist (Foto: V.Haeseler)

Großflächige, naturnahe Dünenkomplexe finden sich auf Juist v.a. westlich des Hammersees und im Osten der Insel. Durch die Erosionserscheinungen im Westteil der Insel unterscheiden sich die Dünenlandschaften allerdings deutlich voneinander: Im Westen dominieren ältere Tertiärdünen mit stellenweise eingestreuten Empetrum-Heiden, vorgelagerte Primär- und Sekundärdünen fehlen, im Osten dagegen sind diese Bereiche ausgeprägt vorhanden. Besonders am Ostende der Insel, am sog. "Kalfamar" zeigen sich Primärdünen unterschiedlichster Entwicklungsstadien.

Westlich des Hammersees erstreckt sich auf mehreren Hektar ein durch Birken und Erlen dominiertes Wäldchen, das größtenteils um 1926 durch den Juister Lehrer und Naturschutzpionier Otto Leege gepflanzt wurde. Ebenfalls von ihm wurden am östlichen Ortsrand Süßwasserteiche angelegt (sog. "Goldfischteiche"), deren Umgebung durch Gehölzbepflanzung mittlerweile Parkcharakter aufweist.

Aufgrund seiner langgestreckten Form weist Juist kaum eingedeichte Grünlandflächen auf: Lediglich im Westen befindet sich eine größere landwirtschaftlich genutzte Fläche, der 1875 eingedeichte "Bill-Polder".

Den Dünengürteln bzw. Deichen landeinwärts auf ganzer Länge vorgelagert befinden sich ausgedehnte, bis zu 500 m breite, stellenweise begrüppte Salzwiesen, die z.T. als Sommerweiden genutzt werden.

Basierend auf einem Artikel von:

Dr. Rolf Niedringhaus
Prof. Dr. Volker Haeseler
Prof. Dr. Peter Janiesch
Carl-von-Ossietzky-Universität
Fakultät V, Institut für Biologie und Umweltwissenschaften
D-26111 Oldenburg
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Stand: 02/2009