Die Flora und Fauna der Ostfriesischen Inseln

Spiekeroog

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Blick von Westen auf Spiekeroog (Foto: H. Kolde, 2001).

Spiekeroog ist mit 18,5 km² Fläche bei einer Länge von 10 km und einer Breite von 2 km die viertgrößte Ostfriesische Insel. Der Abstand zum Festland ist mit 6,5 km verhältnismäßig groß.

Die erste urkundliche Erwähnung Spiekeroogs stammt aus dem Jahr 1398, die ersten kartographischen Aufzeichnungen gibt es aus dem Zeitraum 1650. Damals war Spiekeroog nur halb so lang wie heute und weiter westlich gelegen. Südwestlich vorgelagert war die kleine Insel Lütje Oog, im Osten die Insel Oldeoog. Im Verlauf des 17. und 18. Jahrhunderts wuchsen die beiden Inseln durch Sandanlagerungen mit Spiekeroog zusammen. Dies führte zu einer Südostverschiebung Spiekeroogs und einem ostwärts gerichteten Längenzuwachs um mehr als 5 Kilometer, wobei sich die stärkste Längenausdehnung (um mehr als 3 km) im Zeitraum 1860 bis 1960 vollzog (HOMEIER 1962, zit. n. STREIF 1990).

Dünenbildung setzte auf der Ostplate erst ab ca. 1930 ein (HEMPEL 1985, zit. n. STREIF 1990). Heute findet sich ein breiter Wall aus Vor- und Weißdünen auf ganzer Länge. Lediglich am Westende des jungen Dünenwalls in Anbindung an den alten Dünenkern existiert ein Schlopp, das bei Sturmfluten durchströmt wird. An einigen Stellen sind auf der Ostplate erste Graudünenentwicklungen erkennbar. Zur Wattseite haben sich im Schutz der Dünenwälle breite Salzwiesen-Formationen gebildet, die mit den Salzwiesen südlich des alten Inselkerns verbunden sind.

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Silbergrasflur mit Erosionsschäden in einem Graudünenkomplex von Spiekeroog (Foto: V. Haeseler)

Der alte Inselkern wird dominiert von einem halbkreisförmigen Graudünenkomplex, der im nördlichen und östlichen Teil über 1 km, im westlichen und südwestlichen Abschnitt dagegen nur wenige 100 m breit ist. Bis zum Zeitpunkt der ersten Westkopf-Befestigungen Mitte des 19. Jahrhunderts kam es fortwährend zu gravierenden Erosionen, die für den Zeitraum 1650 bis 1850 eine westliche Verlagerung der Insel von fast einem Kilometer verursachten. Heute ist die Westseite durch zahlreiche Buhnen und ein schweres Dünendeckwerk mit einer partiell vorgelagerten Spundwand gesichert.

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Graudünenbereich mit trockenen Dünentälern und Krähenbeeren-Heiden (Foto: V. Haeseler, Spiekeroog)

Der nördlich und östlich des Ortes gelegene Graudünenkomplex zeichnet sich durch charakteristische Abfolgen und ein vielseitiges Mosaik aus offenen Grau- und Braundünenelementen aus. Von allen Ostfriesischen Inseln sind die Dünenlandschaften Spiekeroogs floristisch am besten strukturiert (POTT 1995). Dies mag auch damit zusammenhängen, dass vor mehr als 100 Jahren die Kaninchen auf Spiekeroog ausgerottet wurden. Da die Graudünenkämme sehr eng aneinandergedrückt wurden und sich dadurch die Dünenfüße überlagert haben, fehlen auf der Insel feuchte ausgesüßte Dünentäler. Feuchtere Bereiche finden sich im Westteil Spiekeroogs in den Übergangsbereichen zwischen Dünen und Salzwiesen.

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Tab.1: Verteilung der Biotoptypen auf Spiekeroog.

Ein weiteres Charakteristikum Spiekeroogs sind die kleinen, am Ortsrand befindlichen Wäldchen u.a mit Schwarzkiefern, Zitterpappeln und Eichen. Bereits um 1860 wurden im Friederikental entsprechende Anpflanzungen angelegt, die sich seitdem auf die Nordhänge der Graudünenlandschaft ausbreiten und heute schon fast 10 ha bedecken (Tab.1 und Foto s.u.).

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Auf Spiekeroog existieren vor allem am östlichen Ortsrand kleinere Nadel- und Laub-Wäldchen (Foto: V. Haeseler).

Der Ort Spiekeroog mit seinen ca. 800 Einwohnern (Stand 2004) liegt in der südlichen Mitte des halbkreisförmigen alten Inselkerns. Nach Norden schützt ihn der breite Graudünenwall, zur Wattseite hin ein 6 Meter hoher Deich. Spiekeroog - seit 1846 Seebad und seit 1972 anerkanntes Nordseeheilbad - hat seinen ruhigen, dörflichen Charakter mit roten, niedrigen Friesenhäusern, Klinkerstraßen und schönen Baumbeständen im Ortsinnern bewahrt. Jährlich besuchen 79.000 Gäste (Stand 2005) bei 543.000 Übernachtungen die beschauliche, autofreie Insel.

Basierend auf einem Artikel von:

Dr. Rolf Niedringhaus
Prof. Dr. Volker Haeseler
Prof. Dr. Peter Janiesch
Carl-von-Ossietzky-Universität
Fakultät V, Institut für Biologie und Umweltwissenschaften
D-26111 Oldenburg
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Stand: 02/2009