Die Flora und Fauna der Ostfriesischen Inseln

Memmert

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Memmert mit Billdüne (linker Bildrand), Blick von Norden (Foto: H. Kolde, 2001).

Der Memmert ist wie Lütje Hörn nicht in die Kette der Ostfriesischen Inseln eingereiht. Er liegt etwa 1 km südwestlich der Insel Juist, mit der er bis Mitte des 17. Jahrhunderts verbunden war (LEEGE 1935, WINDBERG 1937, STEPHAN 1987). Der Abstand zur östlichen Nachbarinsel Borkum beträgt 5 km, zum Festland etwa 13 km. Durch die Ausrichtung des Strandes in Nord-Süd-Richtung ist die Insel den überwiegend aus Westen kommenden Wellen und Winden ausgesetzt, was zu Dünenabbrüchen führt und in den letzten 100 Jahren die Verlagerung des Inselkerns um ca. 500 m zur Folge hatte.

Erst zu Beginn des letzten Jahrhunderts setzten größere Dünenbildungen auf dem Memmert ein, sodass auch Salzwiesen entstehen konnten. Besonders infolge verstärkter Dünenschutzmaßnahmen erfolgte eine rasche Zunahme des Inselkerns von ca. 20 auf ca. 135 ha im Jahre 1985 (STEPHAN 1987). Die Fläche oberhalb MThw betrug 1986 etwa 600 ha (HAESELER 1988).

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Untere Salzwiesen auf Memmert (Foto: R. Niedringhaus)

Auf dem Memmert existiert lediglich ein festes Wohnhaus im hochwassergeschützten Bereich der Norddünen, in dem von März bis Oktober ein Mitarbeiter des NLWKN als Naturschutzwart wohnt. Der Norddünenkomplex mit seinen von West nach Ost parallel verlaufenden Graudünenwällen ist der älteste Inselteil; mit ca. 8 m über NN (Kreuzdüne) befindet sich hier die höchste Erhebung auf der Insel. Es handelt sich noch um relativ junge Graudünen; Silbergrasfluren fehlen, stattdessen dominiert die Sand-Segge (Carex arenaria); an eutrophierten Stellen (v.a. durch Möwen) finden sich Brennnesseln und an den südexponierten Hängen ausgedehnte Bestände der Kratzbeere (Rubus caesius). Nachhaltigen Einfluss auf die Dünenentwicklung dürfte auch die zeitweise hohe Populationsdichte von Kaninchen gehabt haben, die Anfang des letzten Jahrhunderts auf der Insel ausgesetzt wurden (HAESELER 1988).

In den Dünentälern haben sich stellenweise dichte Gebüsche v.a. aus Weiden, Sanddorn und Holunder etabliert. Daneben gibt es in den feuchteren Bereichen auch ausgesüßte Röhricht-Bestände (v.a. am 1968/69 geschaffenen Hausteich) und Bereiche mit Land-Reitgras (Calamagrostis epigejos). In Hausnähe wurden Ende der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts auch einige Erlen, Pappeln und Weiden gepflanzt.

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Tab. 1: Verteilung der Biotoptypen auf Memmert.

Die den Graudünen vorgelagerten Weißdünenwälle weisen in den letzten Jahren starke Erosionserscheinungen auf. Lediglich im Südosten (Schillhörn) und im Nordwesten (Haaksdünen) der Insel ist die Sandbilanz positiv, sodass sich auch Vor- und Weißdünen entwickeln können. Auch auf den nordöstlich der Memmert-Plate isoliert gelegenen Billdünen sind Prozesse der Dünenentwicklung zu beobachten. Der überwiegende Teil von Memmert wird heute durch Salzwiesenkomplexe bestimmt (Tab. 1). Die höheren Bereiche sind vielfach von Quecken durchsetzt, etwa 13 ha sind Brackwasser-Röhrichte aus Schilf und Strand-Simse (Bolboschoenus maritimus).

Basierend auf einem Artikel von:

Dr. Rolf Niedringhaus
Prof. Dr. Volker Haeseler
Prof. Dr. Peter Janiesch
Carl-von-Ossietzky-Universität
Fakultät V, Institut für Biologie und Umweltwissenschaften
D-26111 Oldenburg
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Stand: 02/2009